von aw 15.06.2024 06:00 Uhr

Italiens Medianeinkommen signifikant niederer als in Österreich

Ein genauer Blick auf die aktuellen Einkommensstatistiken in Europa offenbart eine alarmierende wirtschaftliche Disparität: Das monatliche Medianeinkommen in Österreich liegt bei beeindruckenden 2126 Euro, während Italien nur 1530 Euro erreicht (Quelle: EU-SILC 2022, Institut der deutschen Wirtschaft). EU-Schnitt sind 1529 Euro.

Foto: APA

Dabei muss man bedenken, dass Staaten wie Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei oder Griechenland den EU-Schnitt extrem drücken, denn deren Medianeinkommen liegt bei unter 1.000 Euro. Länder wie Slowenien oder Zypern liegen vor Italien. Das monatliche Medianeinkommen in Italien spiegelt nicht nur die staatliche wirtschaftliche Situation wider, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf Südtirol, welches an die staatlichen Kollektivverträge Italiens gebunden ist.

Die Probleme der Kollektivverträge

Südtirol hat mit erheblichen Problemen zu kämpfen, die aus der Anwendung der staatlichen Kollektivverträge resultieren. Diese Verträge berücksichtigen nämlich nicht die spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen der Regionen und autonomen Provinzen. Sie werden auf staatlicher Ebene ausgehandelt und bestimmen die Mindestlöhne und Arbeitsbedingungen auch in Südtirol, ohne Rücksicht auf die lokalen Bedürfnisse und Kostenstrukturen. Es werden von Sizilien bis Südtirol dieselben Kollektivverträge angewandt. Während Österreich seine Kollektivverträge regelmäßig aktualisiert und an die wirtschaftlichen Realitäten anpasst, bleiben Südtiroler Arbeitnehmer oft hinter ihren österreichischen Nachbarn zurück.

Detaillierter Vergleich der Kollektivverträge

Ein besonders aufschlussreicher Vergleich ergibt sich im Einzelhandel und in der Metallindustrie.

Einzelhandel

Die Unterschiede im Einzelhandel sind signifikant. In Österreich liegt das Einstiegsgehalt in der Stufe E bei 2.392 Euro brutto pro Monat. In Italien hingegen beträgt das Einstiegsgehalt (Grundlohn und Kontingenzzulage) für die vergleichbare Position (3. Kategorie) seit 1. April 2024 nur 1.906,86 Euro. Diese Unterschiede verdeutlichen, dass österreichische Arbeitnehmer deutlich besser entlohnt werden als ihre italienischen Kollegen.

Metallindustrie

Im Sektor Metallindustrie zeigt sich ein noch frappierenderes Bild. In Österreich beträgt der Mindestlohn 2.426,23 Euro. Dies ist wesentlich höher als in Italien, wo der Mindestlohn ab Juni 2024 bei 1.719,67 Euro liegen wird.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Diese Lohnunterschiede haben weitreichende Folgen. Südtiroler Unternehmen sehen sich einem doppelten Druck ausgesetzt: Einerseits müssen sie im Wettbewerb mit österreichischen Unternehmen bestehen, die höhere Löhne zahlen können, andererseits haben sie es mit den hohen Lebenshaltungskosten in Südtirol zu tun. Dies führt dazu, dass viele Fachkräfte abwandern oder die Wirtschaftskraft insgesamt geschwächt wird.

Die Lebenshaltungskosten in Südtirol sind hoch. Diese hohen Kosten stehen in starkem Kontrast zu den vergleichsweise niedrigen Löhnen, was die Kaufkraft der Bevölkerung erheblich einschränkt. Während österreichische Arbeitnehmer mit ihren höheren Löhnen eine größere Kaufkraft haben, müssen Südtiroler mit weniger Geld auskommen, obwohl sie in einer der teuersten Ecken Italiens leben.

Zusätzlich verschärft die hohe Inflation die finanzielle Lage vieler Südtiroler Haushalte weiter. Die Preise für Grundnahrungsmittel, Mieten und Energiekosten steigen kontinuierlich, was den finanziellen Spielraum der Familien noch weiter einschränkt. Während österreichische Familien dank höherer Löhne und sozialer Unterstützungsprogramme besser durch die Krise kommen, stehen viele Südtiroler vor der Herausforderung, ihre Lebensqualität trotz steigender Kosten aufrechtzuerhalten.

Österreichischen Arbeitnehmern geht es wesentlich besser als den Südtirolern

Die wirtschaftliche Situation in Südtirol ist ein komplexes Geflecht aus staatlichen Vorgaben und lokalen Bedürfnissen. Während Südtirol zwar die Möglichkeit hat, durch territoriale Zusatz- und Betriebsabkommen die staatlichen Kollektivverträge zu ergänzen, bleibt der ökonomische Vorteil klar auf Seiten der österreichischen Arbeitnehmer. Diese profitieren nicht nur von höheren Löhnen, sondern auch von einer deutlich besseren Lebensqualität. Um die Lebensqualität und Kaufkraft der Südtiroler zu verbessern, bedarf es einer grundsätzlichen Anerkennung der besonderen wirtschaftlichen Bedingungen des Landes und der Anpassung der Kollektivverträge an diese Realitäten. Nur durch gezielte Anpassungen und eine stärkere Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten kann Südtirol langfristig wirtschaftlich konkurrenzfähig bleiben und die Lebensqualität seiner Bewohner verbessern.

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