Südtirol ist ausgebucht
Südtirol sei Sehnsuchtsland. Dies werde auch von der mit Millionen Euro finanzierten Gesellschaft IDM den Menschen weltweit mitgeteilt und damit deren Besuch bei uns beworben. So konnte das kleine Gästeloch im Jänner mit Besuchern aus dem fernen Osten gefüllt werden und damit die Gästeanzahl im Monat Jänner an die zwei Monate Dezember und Februar angepasst werden. Dieses Winterloch ermöglichte es aber den Südtirolern die Wintersportangebote auch selbst gut zu nutzen. Die Steigerung der Gästeanzahl geht daher direkt auf Kosten der hierlebenden Bevölkerung.
Dementsprechend wichtig sei es für Sofia Farina, Präsidentin von ‘Protect Our Winters’ und Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, den Winter auch für uns Südtiroler zu bewahren: „Die Entwicklung des Landes darf nicht immer und ausschließlich zum Nutzen der Gäste erfolgen, sondern muss auch die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigen, diese schützen, den hier wohnenden Menschen Gehör schenken und ihre Probleme und Herausforderungen wahrnehmen.“
Südtirol sei ein Sehnsuchtsland, da es bei uns noch intakte Natur und Ruheoasen gebe. Durch den aktuellen Übertourismus würden diese aber immer gefährdeter. Selbst Orte, die bereits auf Massentourismus ausgelegt seien, hätten den riesigen Ansturm mehr schlecht als recht ertragen können. Dennoch herrsche noch immer der Glaubenssatz vor „Zuviel ist nicht genug“. Daher biete Südtirol immer neue, noch „tollere“ Veranstaltungen an, wie romantisches Dinner in der Gondel, Helikopterrundflüge im Winter, spektakuläre Feuerwerke usw usf.
Auf diese Weise würden sich unsere Gäste immer mehr in einem echten alpinen Disneyland wieder finden. Man riskiere damit, das Kernelement unseres Sehnsuchtslandes, die kulturelle Authentizität, zu verlieren. Die Kraft der Natur werde zu bloßem Kitsch, wenn sie vom Heli aus betrachtet wird. Die Landschaften würden austauschbar, wenn sie mit Parkplätzen bedeckt werden und der gastfreundliche Südtiroler werde unfreundlich, wenn er durch Massen von Gästen überfordert wird. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordert daher ein Bekenntnis zu einem nachhaltigen Tourismus.
Wir brauchen mehr Ruhezonen anstatt Helikopterflüge und funktionierende Tourismuskonzepte anstatt neuer Parkplätze, wie z.B. für die Seiser Alm. Unsere Umwelt und unsere Heimat für uns und für unsere Kinder und Enkel zu bewahren ist das Ziel des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und von ‘Protect Our Winters’ (POW). Wir fordern die Förderung der Tourismuswerbung zu überdenken.
Linda Schwarz, Geschäftsführerin von POW führt aus: „Mit einer weltweit bereits so ausgeprägten Markenbekanntheit – „brand awareness“ wie Südtirol existiert keine weitere Notwendigkeit Werbung für unsere Landschaft und unsere Angebote zu machen. Die proaktive Werbung darf nicht mehr auf die Bekanntmachung bereits jetzt überfüllter Orte abzielen. Auch die sogenannten Nebensaisonen sollten nicht massiv beworben werden. Wir, die hier aufgewachsen sind, hier leben und arbeiten brauchen auch unsere Ruhepausen, genauso wie die Tiere und die Natur. Die Tourismuswerbung kann und muss eine wichtige Rolle in der Tourismuslenkung spielen und helfen, die Gepflogenheiten unserer Gäste, allem voran den Respekt den Einheimischen, der Natur und der Umwelt gegenüber, zu verändern. Nach dem Landesplan für nachhaltige Mobilität soll die Nutzung der Eisenbahn für die Anreise der Gäste von derzeit sieben Prozent auf 35 Prozent bis 2037 angehoben werden. Dies kann nur durch eine klare Kommunikation und geeigneten Sensibilisierungsmaßnahmen erreicht werden.“
In diesem Sinne fordert der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und POW IT die Kraft, die derzeit im Tourismus steckt, aktiv für eine nachhaltige Entwicklung unseres Landes Südtirol einzusetzen.
Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.
12.01.2024
Und trotzdem hört man immer noch, es wären zu wenig Touristen? Was ist mit dem so angepriesen Bettenstopp? Dass ein gewisses Maß an Tourismus für den Wohlstand in Südtirol sorgt, streitet niemand ab. Aber das gesunde Maß ist längst überschritten.