“Al Genio del Fascismo”
Der Staatsanwalt von Bozen, Dr. Rocco, ordnete darauf sofort eine Hausdurchsuchung in der Parteileitung der Südtiroler Volkspartei (SVP) an. Der damalige Obmann der SVP, Dr. Silvius Magnago, betrachtete dies als einen „sehr schwerwiegenden Fall“. Er richtete an Ministerpräsidenten Fanfani und Innenminister Scelba folgendes Protesttelegramm:
Ministerpräsident Fanfani antwortete:
„Habe Ihr heutiges Telegramm erhalten. Sie hätten besser getan, wenn Sie sich allen Bürgern unserer freien Demokratie angeschlossen hätten, welche gegen die Sprengstoffattentäter von Waidbruck und deren Aufwiegler protestierten. Aber wie dem immer sei, ich kann Ihren Protest gegen das autonome Vorgehen der Staatsanwaltschaft Bozen nicht annehmen. Der italienische Staat garantiert auch auf dem Wege des schnellen Eingreifens der unabhängigen Gerichtsbehörde jedem Bürger die ihm zustehenden Rechte. Der Staat muß darauf aber auch bedacht sein, daß die entsprechenden Pflichten der Bürger, auch von seiten der Rückoptanten, unerbitterlich beachtet werden.“
Dr. Magnago wies die Antwort Fanfanis in einem offenen Brief an denselben zurück
„Ich habe Ihr Antworttelegramm auf meinen Protest erhalten, den ich im Namen der Südtiroler Volkspartei gegen die Durchsuchung des Zentralsitzes der Partei erhob, die ich die Ehre habe, zu repräsentieren. Die SVP hat immer öffentlich jede illegale Tat und jeden Gewaltakt verurteilt, von welcher Seite solche kommen mögen. Ich bin in der Lage, Ihnen diesbezüglich mit einer ausführlichen Dokumentierung aufzuwarten. Als Obmann der Partei bin ich immer mit Energie eingeschritten, wenn es den Anschein haben konnte, daß die Legalität gefährdet sei. Ich verweise auf den Fall von Sigmundskron, wo im Jahre 1957 40.000 Südtiroler gegen die Nichtdurchführung des Pariser Abkommens protestierten, und auf die Vorfälle von Tramin, wo infolge einer neufaschistischen Provokation die ganze Bevölkerung in Aufruhr geriet. Ich kann daher den Rat nicht annehmen, den Sie mir in Ihrem Telegramm geben möchten, wo es heißt: ‚Sie hätten besser getan, wenn Sie sich allen Bürgern unserer freien Demokratie angeschlossen hätten, welche gegen die Sprengstoffattentäter von Waidbruck und deren Aufwiegler protestierten.‘ Bezüglich des Sprengstoffattentates von Waidbruck bitte ich Sie, zur Kenntnis nehmen zu wollen, daß das Objekt der Attentäter nicht eine x-beliebige Reiterstatue war, wie man glauben machen möchte, sondern der Aluminium-Duce, wie ihn die Südtiroler heißen, der im Jahre 1938 errichtet wurde und auf dem Socken die Inschrift trug: Dem Genius des Faschismus. Dies ändert allerdings nichts daran, daß die von mir vertretene Partei auch diesen Gewaltakt verurteilt. In Südtirol sind leider trotz dem Untergang des Faschismus und seiner Verdammung Abzeichen, Inschriften und Denkmäler, die an den Faschismus erinnern und ihn verherrlichen, erhalten geblieben und sogar restauriert worden. Wenn man an die Leiden der Südtiroler unter diesem Regime und an die brutale Entnationalisierungspolitik, die es ihnen gegenüber betrieb, denkt, so muß man mindestens zu dem Schlußfolgerung kommen, daß es eine grobe Geschmacklosigkeit und Herausforderung bedeutet, wenn man die äußeren Zeichen einer Zeit, die nicht wiederkehren darf, gerade in Südtirol beläßt, während sie in den anderen Provinzen entfernt wurden.“
LH Dr. Silvius Magnago
Der obige Auszug stammt aus der Schriftenreihe „Schändung der Menschenwürde in Südtirol“ des „Mondseer Arbeitskreises“, Band Nr. 3.