von Alexander Wurzer 23.06.2023 13:25 Uhr

Krankenhaus Bozen: Hochglanz PR trifft auf harte Realität

Mit beeindruckender Videografie und melodischen Klängen hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb (SABES) kürzlich ein Image-Video veröffentlicht, das seine neue Klinik im Krankenhaus Bozen in einem Licht zeigt, das eher an einen exklusiven Wellness-Tempel erinnert als an ein traditionelles Krankenhaus. Man könnte fast vergessen, dass es sich um eine medizinische Einrichtung handelt.

Screenshot vom PR-Video des SABES auf Youtube

Das Video verführt den Zuschauer mit Versprechungen, die das Gesundheitswesen revolutionieren sollen: „Beim Betreten dieser Räume taucht man in eine wohltuende Atmosphäre ein. Hier kümmern wir uns um die Menschen mit einer tieferen und umfassenderen Auffassung von Wohlbefinden. Es geht nicht rein um Gesundheit – wir tun mehr als das!“ Es klingt so, als ob das Krankenhaus Bozen nun die Speerspitze der europäischen Medizin bildet, insbesondere da „alle unsere Operationssäle mit Spitzentechnologien ausgestattet sind. Das macht das Bozner Krankenhaus zu einem der modernsten chirurgischen Zentren Europas.“

Doch, während das Image-Video des SABES eine glänzende Vision präsentiert, stellen die harten Fakten diese Darstellung in Frage. Das Forschungsinstitut GIMBE, eine angesehene Institution in der Bewertung von Gesundheitssystemen, hat dem Südtiroler Sanitätsbetrieb ein katastrophales Zeugnis ausgestellt. Laut ihrer Bewertung steht der SABES sogar schlechter da als das Gesundheitssystem von Kampanien im Süden Italiens – eine Region, die bekanntlich mit erheblichen Herausforderungen in ihrem Gesundheitswesen zu kämpfen hat.

Der Südtiroler Sanitätsbetrieb versucht eine alternative Realität zu malen

Des Weiteren untermauern Daten der nationalen Agentur für regionale Sanitätsleistungen (Agenas), dass die Realität des SABES weit von dem glänzenden Bild entfernt ist, das sie selbst malen. Im ersten Halbjahr 2022 wurden in der Provinz Bozen 46 Prozent weniger ambulante Fachleistungen erbracht als im Jahr 2019. Damit ist Südtirol Schlusslicht in Italien. Dieser Rückgang an Fachleistungen ist nicht nur alarmierend, er stellt auch die Fähigkeit des SABES in Frage, die Bedürfnisse der Südtiroler Bevölkerung adäquat zu bedienen.

Trotz all dieser Fakten setzt der SABES weiterhin auf Image-Videos und PR-Strategien, die eine alternative Realität zu malen versuchen – eine Realität, in der das Krankenhaus Bozen ein Ort des Wohlbefindens und der Fortschrittlichkeit ist, anstatt der medizinischen Versorgung. Dieser offensichtliche Widerspruch zwischen der öffentlichen Darstellung des SABES und der Realität lässt die Frage aufkommen, auf welche Prioritäten das Management des Gesundheitssystems wirklich setzt.

Aufgabe des Sanitätsbetriebes ist die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und nicht die Hochglanz PR

In einer Zeit, in der das Gesundheitswesen vor enormen Herausforderungen steht und der Bedarf an qualitativen medizinischen Dienstleistungen größer ist denn je, müssen wir fordern, dass unsere Gesundheitsbehörden sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und der Patientenerfahrung. Das Gesundheitssystem ist kein Wellness-Tempel, es ist ein lebenswichtiger Dienst an der Bevölkerung. Es wird Zeit, dass der SABES sich auf diese Aufgabe konzentriert, statt in den Trugbildern der Hochglanz-PR zu verharren.

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