von mag 22.06.2023 15:18 Uhr

Deutscher Meister Rapid Wien – VIDEO

Kaum zu glauben, aber wahr: heute vor 82 Jahren wurde Rapid Wien tatsächlich Deutscher Fußballmeister. Mit einem 4:3 gegen Schalke 04 vor rund 100.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion sicherten sich die Hütteldorfer am 22. Juni 1941 die Deutsche Meisterschaft. Ein Titel für die Ewigkeit. Matchwinner für die Wiener war ihr Kapitän Franz Binder, den sie wegen seiner Ähnlichkeit mit einem schwarzafrikanischen Schauspieler damals ungestraft „Bimbo“ nannten. Innerhalb von acht Spielminuten gelang dem 1,90 Meter großen Mittelstürmer ein Hattrick.

Mannschaftsbild Rapids mit dem Pokal („Viktoria“) für den Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1941 - Bildquelle: Rapidmuseum

„Kampf um die Deutsche Fußballmeisterschaft im Olympiastadion, die Gegner sind Schalke, Westfalen und Rapid Wien.“ So erklang es in einen Radiobericht vor 82 Jahren. Nachdem die Nationalsozialisten 1938 in Österreich einmarschierten und die Alpenrepublik an das Deutsche Reich anschlossen, spielten auch Mannschaften aus Österreich um die Deutsche Fußballmeisterschaft. Es kam am 22. Juni 1941 im Berliner Olympiastadion zu einem Spiel zwischen Schalke 04 und dem Sportklub Rapid Wien, als ob es die normalste Sache der Welt wäre.

Volle Hütte: 100.000 Fans verfolgten am 22. Juni 1941 im Berliner Olympiastadion das Finale zur Deutschen Meisterschaft – Bildquelle: Deutsches Bundesarchiv/Wikimedia

Dramatisches Endspiel

Zur damaligen Zeit war die Mannschaft von Schalke 04 im deutschen Fußball ungefähr das, was heute der FC Bayern ist. Deshalb zweifelte niemand ernsthaft an einem Schalker Sieg. Doch alles kam anders. Im ausverkauften Olympiastadion hatten die Grün-Weißen aus Wien dem Titelverteidiger zunächst nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Bei brütender Hitze demonstrierten die Schalker ihr berühmtes „Kreiselspiel“, eine Art Rundumpassfolge, bei der die Feldspieler den Ball in wechselnden Richtungen hin und her spielten, ohne dass der Gegner in Ballbesitz gelangte.

Das Team von Rapid Wien wurde von den „Königsblauen“ in seiner eigenen Hälfte eingeschnürt und kam kaum einmal zu einer Torchance. Zur Halbzeit führten die Westfalen durch Tore von Hinz und Eppenhoff 2:0. Als Eppenhoff nach einer Stunde auf 3:0 erhöhte, schien sich für die Wiener ein Debakel anzubahnen. Die Schalker wähnten sich bereits am Ziel ihrer Träume und nahmen fortan Spiel und Gegner nicht mehr allzu ernst. Das sollte sich rächen. Plötzlich erwachte Rapids berühmter Kampfgeist. Nachdem Georg Schors den Anschlusstreffer für die Hütteldorfer erzielt hatte, schlug die Stunde von Franz Binder. Innerhalb von acht Spielminuten gelang dem Mittelstürmer ein Hattrick.

Siegestor zum 4:3 für Rapid durch Franz Binder im Finale um die deutsche Meisterschaft – Bildquelle: Rapidmuseum/Franz Binder jr.

„Bimbo“ Binders großer Tag

Mit einem Elfmeter und zwei knallhart geschossenen Freistößen aus gut 30 Metern, die beide im Torwinkel einschlugen, besiegte er die Schalker praktisch im Alleingang. Am Ende dieses denkwürdigen Endspiels hieß es 4:3 für Rapid – Matchwinner Binder wurde auf den Schultern begeisterter Zuschauer vom Feld getragen. Schalke-Mittelläufer Otto Tibulsky schwärmte: „Ein Kompliment an ‘Bimbo’ Binder – wie der knallen konnte!“

Franz „Bimbo“ Binder kam 1930 als 19-Jähriger zu Rapid und wurde in den nachfolgenden Jahren zu einem der weltweit erfolgreichsten Torschützen. Bis 1949 wurde er mit Rapid 6 x Meister, 1 x Cupsieger und trug mit seinen Toren ganz wesentlich zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1941 und zum Sieg im Deutschen Pokal 1938 bei. 6 x wurde er in Österreich Torschützenkönig – eine Marke, die bis heute nicht erreicht wurde. – Bildquelle: Rapidmuseum

Nach der Niederlage gaben die „Knappen“ dem Stuttgarter Schiedsrichter Adolf Reinhardt die Schuld und beschuldigten ihn, durch vermeintliche Fehlentscheidungen das Spiel manipuliert zu haben. Einige Spieler sprachen sogar offen von Schiebung. Der S04-Spielführer Ernst Kuzorra verweigerte die Annahme der Ehrennadel als Zweiter und zeigte damit seinen Unmut über die vermeintlich ungerechte Behandlung während des Spiels.

Einziger nichtdeutscher Deutscher Meister

Trotz der Unstimmigkeiten konnte die Freude der Rapid-Spieler und ihrer Fans nicht getrübt werden. Rapid Wien ist bis heute der einzige nicht-deutsche Verein, der die Deutsche Meisterschaft gewonnen hat. Dieser Erfolg erfüllt die Grün-Weißen noch immer mit großem Stolz.

Franz Binder, der Held von Berlin, beendete 1949 seine Karriere mit einer beeindruckenden Anzahl von 1.155 Toren in 798 Spielen. Später war er auch als erfolgreicher Trainer tätig. Er verstarb im April 1989 im Alter von 77 Jahren.

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