BBT-Bau verschandelt bald das Unterland – und (fast) jeder schaut zu
Da sind Hochgeschwindigkeitszüge, die durch die Röhren sausen – und ausgerechnet in Auer im Bereich Auto Expo/Pizzeria Nussbaumer ins Freie schießen, um nach gut 900 Metern wieder im Berg zu verschwinden. Dasselbe passiert dann nochmal bei Neumarkt Süd. „Dass das keine Lärmbelästigung mit sich bringt, kann mir keiner erzählen“, sagt der Bürgermeister von Auer, Martin Feichter. Die Gemeinde sei nicht generell gegen den BBT oder die Zulaufstrecke, aber gegen das offene Teilstück auf ihrem Gemeindegebiet und die Null-Information.
Ungefähr in diesem Bereich wird eines der beiden Fenster der Trassenführung entstehen. Hier wird auch der Großteil des Materials in der Bauphase ans Tageslicht gefördert. Wohin es dann kommt und was mit ihm geschehen soll, weiß bislang offensichtlich niemand. Foto: UT24
Trasse wird eingetragen – Schrecken folgen später
Noch im Jahr 2022 hätte die Trasse für den BBT – nicht wie bisher kolportiert ein Korridor mit wandelbarer Streckenführung – in die Bauleitpläne eingetragen werden sollen. Die bis heute ausstehende Bauleitplanänderung soll von Amts wegen durchgeführt werden.
Von oben herab! Widerstand zwecklos?
Dabei schwebt das Damoklesschwert über aller Köpfe, nicht nur der Anrainer. Das Schreckensszenario enthält neben dem Baulärm, die Baustelleneinrichtung, die Massen an Aushubmaterial, die Verkehrszunahme, den Gedanken an Containersiedlungen, die Umsiedelung von Betrieben, die Staubbelastung, die Sorge um Flora und Fauna und das Grundwasser in einem teilweise geschützten Gebiet. Für ein Millionen-Projekt sind das sicher nur kleine Details, „aber für uns, die wir hier wohnen, sind das nicht nur Details“, stellt Feichter klar.
Massen an Material werden abgelagert
„Auer ist ein gebranntes Kind, was die Ablagerung von Material betrifft“, beanstandet er und verweist auf die ungewollte Schottergrube vor der Nase und die Massen an Aushubmaterial vom Umfahrungstunnel, die noch mahnend, gut sichtbar nahe der Handwerkerzone lagern. Was geschieht dann mit den kolportieren fünf Millionen Kubik BBT-Gesteins, die gelagert und verarbeitet werden müssen?
Wo vor Jahren eine Gärtnerei stand, steht heute noch ein Überbleibsel der Recyclinganlage vom einstigen Aurer Tunnelbau für die Umfahrungsstraße. Foto: UT24
Doch als einziger Bürgermeister im Unterland/Überetsch hat Feichter keine Eintragung von Amts wegen eingefordert, wie es die anderen Gemeinden getan haben. „Wir sollen heute Ja sagen und wissen noch nicht einmal genau wozu“, wettert er. Wo sind die Pläne, die Berechnungen und konkreten Informationen. Wo ist der Wille, eine bessere Lösung zu finden – etwa in Form einer zweiten Kaverne anstelle des offenen Teilstücks. „Und über Ausgleichsmaßnahmen ist mit uns noch nie gesprochen worden“, so Feichter.
Große Sorge, keine Info
Wer den 289-seitigen Umweltbericht zur Machbarkeitsstudie des BBT durchblättert, findet nicht viel Konkretes über Baulos 5 mit den offenen Teilstücken Auer und Neumarkt. Ob aus Neumarkt doch noch Gegenwind zu erwarten ist? Die Gemeinde ist genauso von all den aufziehenden Schrecken betroffen.
Gewiss, der Baubeginn fällt nicht mehr in diese Legislatur, „aber den Dreck haben immer wir vor der Haustür“, sagt Auers erster Bürger. So als wäre nicht schon genug mit all den ungeliebten Großprojekten in der südlichen Landeshälfte, mit Flughafen, Müll, Militär oder dem geplanten Lkw-Großparkplatz bei der Ausfahrt der A22 (UT24 berichtete).
Idyllisches Unterland. Die Gefahr ist groß, dass es bald schon zwei Großbaustellen geben wird, welche einen großen landschaftlichen Einschnitt darstellen werden. Foto: UT24