von dege 20.11.2022 18:02 Uhr

„Friar saimer olls Tirouler gwesen. Und haint?“

Jedes Jahr im November gedenken die Familie, Lana und die Schützen aus ganz Tirol des Ballgutersohnes Franz Höfler. Der junge Mann war Widerstandskämpfer und wurde 1961 im Kerker zu Tode gefoltert.

Foto: nuis.it

Das geistliche Hochamt unter dem berühmten Schnatterpeck-Altar hält der Deutschordens-Altmeister Bruno Platter. Schützenabordnungen aus Bayern, aus Nord- und aus Süd-Tirol (einschließlich Welschtirol) sind gekommen, um des gefallenen Kameraden zu gedenken. Der Bezirksmajor des Vinschgau, Hansjörg Eberhöfer, hält die politische Ansprache bei der Gedenkfeier am Grab des  Freiheitskämpfers auf dem Friedhof von Lanan. Des Redners erstes vorbildliches Zeugnis: Der Vinschger spricht in seiner eigenen Mundart. Da klingt alles doppelt echt, überzeugend, gefühlt. Und auch seine Rede geht geradewegs zur Sache. Der Herzenswunsch: den Mut haben „Schneid, sogn mier“, mehr Unabhängigkeit vom Zentralstaat zu wagen, mehr Tiroler Selbstverständnis aufbauen und weitertragen. „Friar saimer olls Tirouler gwesen. Und haint?“ Es sei natürlich ein jedem sein Recht, sich als das zu fühlen, was er für richtig hält – Aber von den Südtirolern bekennen sich immer weniger zu ihrer Tiroler Eigenart. „Do froog i mir: Wisou?“ Man habe das Gefühl, dass alle selbstzufrieden bis gleichgültig geworden seien.

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„Wos wellmer sein? Lei a Haufn Egoischtn?“ Das ist dem wackeren Vinschger zu wenig. „I hear oft, mier leben af uan fa di schianschtn Flecklen fa dr Eard. Sell geat mir schun guat. Ober des isch a deswegen a sou, weil mier insern gonzn Fleiss innileign, und es Schiane bewohrn und weiter gebn.“ So sollte es sein, aber das geht nicht von allein. Eberhöfer kämpft gegen die Sattheit seiner Landsleute an. Damit es schön und Heimat bleibt, müssen wir uns nach vorne bewegen. Alles verändert sich, wer stehen bleibt, fällt zurück. Ein unabhängiges Südtirol in Europa muss möglich sein, „in Frieden und Freiheit.“

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