Dispokredit wird oftmals zur dauerhaften Kostenfalle
Mehr als 6 Millionen Deutsche nutzen den Dispokredit
Laut einer Befragung, die im Januar 2022 im Auftrag des Kreditvermittlers smava bei über 2.500 Personen über 18 Jahren durchgeführt wurde, nutzten zu diesem Zeitpunkt etwa 6,6 Millionen Menschen in Deutschland ihren Dispokredit auf dem Girokonto. Im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr entsprach das einer Steigerung von rund 17 Prozent.
Zu dieser Zeit des Jahres schlagen sich vor allem die Weihnachtseinkäufe zu Buche und im Laufe des Jahres geht die Anzahl der Nutzer auch wieder zurück. Die Rückzahlung des Dispos ist für die Konsumenten dann recht einfach, wenn das Girokonto nur geringfügig überzogen wird und mit den Einnahmen der nächsten Monate kurzfristig wieder ausgeglichen werden kann.
Mehr als die Hälfte gleicht den Dispo innerhalb eines Monats aus
Bei rund einem Drittel der Nutzer dürfte das gut gelingen, denn die sind maximal bis 500 Euro im Dispo. Für fast die Hälfte der Nutzer stehen die Chancen dafür jedoch wesentlich schlechter, denn die sind mit mehr als 1.500 Euro im Minus.
Immerhin 51,6 Prozent der Disponutzer schaffen es im Durchschnitt, das Konto innerhalb eines Monats wieder auszugleichen. Anders ausgedrückt: Sie nützen den Dispokredit genauso, wie es grundsätzlich gedacht ist, nämlich für einen kurzfristigen finanziellen Engpass.
Doch fast jeder sechste Disponutzer ist länger als 12 Monate im Minus. Der Dispokredit ist in diesem Fall keine kurzfristige Stütze, sondern eher eine dauerhafte „Hilfe“. Unter Anführungszeichen ist das Wort Hilfe dabei deshalb, weil sich die Kunden damit keinen Dienst erweisen.
Denn grundsätzlich sollte das Motto bei der Nutzung des Dispos lauten: Je länger desto schlechter. Das liegt vor allem an den hohen Zinsen, die die Kreditinstitute dafür verlangen.
Die Zinsen beim Dispokredit sind im Vergleich enorm hoch
Wer sein Konto überzieht, zahlt dafür zumeist einen sehr hohen Preis. Verbraucherschützer und Finanzexperten raten den Bankkunden deshalb, sich gut über die Gebühren zu informieren.
Das gilt nicht nur für den Dispokredit selbst, sondern vor allem auch dann, wenn das Girokonto auch noch darüber hinaus überzogen wird. Denn in diesem Fall sind die Zinsen oftmals noch einmal ein paar Prozentpunkte höher.
Die Stiftung Warentest prüft seit dem Jahr 2010 regelmäßig im gesamten Bundesgebiet die Höhe der Dispozinsen bei den einzelnen Kreditinstituten. Bei der letzten Überprüfung lag der Durchschnittszins bei 9,43 Prozent. Bei einigen Online-Banken liegt der Dispo zwischen sechs und sieben Prozent, die Spitzenzinssätze liegen nach wie vor bei deutlich über 11 Prozent.
Die dauerhafte Nutzung setzt eine Schuldenspirale in Gang?
Auf den ersten Blick handelt es sich dabei nur um Prozentzahlen. Greifbarer wird dieser Wert für Konsumenten an einem einfachen Beispiel. Wer beispielsweise mit seinem Konto 3.000 Euro im Minus ist und dafür einen Dispokredit mit einem Zinssatz von 10 Prozent nutzt, zahlt jährlich Zinsen in der Höhe von 300 Euro.
Ein Betrag, der für andere Dinge mit Sicherheit sinnvoller hätte genutzt werden können. Vor allem wird durch die dauerhafte Nutzung des Dispokredits eine Schuldenspirale in Gang gesetzt. Denn kommt jetzt beispielsweise noch eine unerwartete Reparatur des Autos in der Höhe von 500 Euro dazu, muss das Konto nun noch weiter überzogen werden. Aufgrund des intensiven Medienkonsums muss dann vielleicht auch noch ein teurerer Tarif für das Smartphone her.
Das Girokonto rutscht dann auf 3.500 Euro ins Minus und die Zinsen steigen auf jährlich 350 Euro. Eine Zeit lang kann das gut gehen, doch irgendwann bricht für die meisten Konsumenten so ihr dauerhaftes Finanzierungssystem zusammen, weil die ständig steigende Zinslast sie erdrückt.
Die dauerhafte Nutzung des Dispokredits setzt eine Schuldenspirale in Gang. Für unerwartete Ausgaben steht dann kein Geld mehr zur Verfügung. – Bild von Tumisu auf Pixabay
Ratenkredite sind im Schnitt 41 Prozent günstiger als ein Dispokredit
Für dauerhafte Finanzierungen gibt es wesentlich günstigere Möglichkeiten, sich Geld von einem Kreditinstitut zu borgen als den Dispokredit. Das zeigt sich unter anderem am Beispiel von Ratenkrediten.
Denn im direkten Vergleich sind diese durchschnittlich 41 Prozent günstiger als Dispokredite. Über Online-Kreditvermittler wie smava werden sie sogar noch einmal deutlich preiswerter.
Denn auf den Vergleichsportalen ist es möglich, sich mit nur wenig Aufwand die Angebote einer Vielzahl von Ratenkreditangeboten ins eigene E-Mail-Postfach schicken zu lassen. Diese können dann in aller Ruhe zuhause verglichen werden.
Mit einer Umschuldung kommen Betroffene raus aus der „Dispofalle“
Wer dauerhaft mit Schulden zu kämpfen hat, ist in Deutschland nicht auf sich allein gestellt. Zahlreiche Institutionen wie beispielsweise die Schuldnerberatung der Caritas und auch die Beratungsstellen der Länder und Kommunen beraten Betroffene kostenlos.
Ist das Girokonto weit überzogen, raten die meisten Schuldnerberater in der Regel zu einer Umschuldung, die ihnen dabei hilft, raus aus der Dispofalle zu kommen. Der Weg dazu führt über einen Ratenkredit, mit dem die Schulden nach Wahl zur Gänze oder zum Teil zurückgezahlt werden.
Der große Vorteil: Am Ende der Kreditlaufzeit sind die Betroffenen schuldenfrei und haben dafür auch noch deutlich weniger Zinsen gezahlt als beim Dispokredit auf ihrem Girokonto. Laut Alexander Artopé, Mitgründer und Geschäftsführer von smava, fallen dafür deutlich unter vier Prozent Zinsen an.
Um also beispielsweise beim obigen Beispiel aus der Dispofalle zu kommen, kann für die 3.000 Euro ein Ratenkredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren und jährlich anfallenden Zinsen von 3,8 Prozent aufgenommen werden. Die monatliche Rückzahlungsrate beträgt in diesem Fall 25 Euro. Zusätzlich werden monatlich rund 9,5 Euro an Zinsen fällig.
Mit einer monatlichen Belastung von 34,50 Euro sind Betroffene nach der Laufzeit schuldenfrei. Beim Dispokredit hätten sie annähernd die gleiche Summe pro Monat bezahlt und der Schuldenstand wäre nach zehn Jahren immer noch der Gleiche. Betroffene sollten deshalb nicht länger zuwarten, sondern nach Möglichkeit so schnell wie möglich handeln.