von su 19.09.2021 12:08 Uhr

30 Jahre Ötzi: „Wissenschaftlicher Schatz und ein Unruhestifter“

30 Jahre nach dem Fund der Gletschermumie Ötzi schreibt die Neue Zürcher Zeitung, dass um ihn immer noch gestritten wird. Ötzi habe viele „wichtige Erkenntnisse zur Steinzeit“ geliefert.

Ötzi (Bild: UT24/su)

Die Autorin des Beitrages in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ, Stephanie Lahrtz, über den 30-Jahre alten Fund fühlt sich am Tisenjoch „ausgeliefert wie selten zuvor“. Sie schreibt: „Die fast schon bedrohliche Stille wird nur vom Pfeifen des Windes und einem gelegentlichen Gurgeln oder Knirschen im Schnee unterbrochen“.

Mordkomplott oder politische Intrige

Sie fragt sich, was der Steinzeitmensch, viele Stunden vom nächsten Ort entfernt, „irgendwann im Frühsommer vor rund 5300 Jahren hier oben, wollte?“

Auch nach den verstrichenen 30 Jahren seines Fundes beschäftigt er die Wissenschaft unentwegt. Laut Stephanie Lahrtz würden Röntgenbilder genügend darüber verraten „um ein Mordkomplott oder gar eine politische Intrige in einem Steinzeitdorf annehmen zu können“.

Hinterrücks erschossen

Demnach sei der Steinzeitmensch am Fundort verstorben. Man habe ihn hinterrücks erschossen, geben sich die Forscher überzeugt. „Nach solch einer Verletzung hat der Getroffene nicht viel länger als eine Stunde überlebt, er ist innerlich verblutet“.

Zwei Menschen müssen damals am Tisenjoch gewesen sein: „an jenem schicksalhaften und für die Nachwelt so überaus ergiebigen Frühsommertag“.

Teil der Oberschicht

Walter Leitner, Archäologe und während seiner Zeit an der Universität Innsbruck oft mit Ötzi beschäftigt, ist überzeugt: „Der Mann aus dem Eis war Teil der Oberschicht eines Steinzeitdorfs.

Bester Beweis: Bei ihm wurde ein Beil mit einer Kupferklinge gefunden. Das war damals extrem wertvoll, weil selten. Im Alpenraum konnte man damals noch gar keine Kupferklingen schmieden“. Zudem würde die Metalllegierung verraten, dass das Kupfererz aus einer toskanischen Mine stammte, welches vermutlich am Gardasee geschmiedet wurde.

Einer Intrige zum Opfer gefallen

Laut Leitner wäre es kein Raubmord gewesen. Darauf würden die vielen Gegenstände, wie die Kleidung aus diversen wertvollen Fellen, oder mehrere Pfeilspitzen aus Feuerstein hindeuten.

„Ötzi fiel keinen Wegelagerern zum Opfer, sondern meiner Meinung nach einer Intrige seines Dorfes. Man wollte ihn loswerden, entweder war er zu mächtig geworden, oder seine Politik passte manchen im Dorf nicht», sagt Leitner

Alles nur Spekulationen

Alles nur Spekulationen, betont Albert Zink, der Leiter des Instituts für Mumienforschung am Forschungszentrum Eurac in Bozen und seit 2007 der Hüter von Ötzi, im Beitrag der NZZ.

Raues Leben vor dem Tod

Es steht fest, dass Ötzi ein raues Leben führte und zwar auch an den Tagen vor seinem Tod. „Eine tiefe, bis auf den Knochen reichende Schnittwunde an der rechten Hand, drei bis vier Tage vor seinem Tod zugefügt, zeugt von einem heftigen bewaffneten Streit. Danach zog der Steinzeitmann im Schnalstal umher, stieg mehrfach auf und ab, wie Reste von Pflanzen an seiner Kleidung beweisen“.

Keiner wollte sich als Mörder verraten

Laut der wissenschaftlichen Erkenntnisse, sei Ötzi auf der Flucht gewesen. „Vielleicht war er das alt gewordene Alpha-Männchen, das ein junges Beta-Rudel loswerden wollte, ein für alle Mal? Und weil keiner sich als Mörder verraten wollte, ließ man selbst das äußerst wertvolle Beil am Tatort zurück?“

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