Laut Einreiseformular gibt es am Brenner keine Grenze

Neben der Angabe des Herkunftslandes, aller Adressen und Personalien wird auch nach dem Grenzübergang gefragt, über den man nach Italien einreisen will.
Das Skurrile dabei: Es fehlen sowohl Brenner als auch Winnebach als auch Reschen – also sämtliche Grenzübergänge nach Nord- und Osttirol, erst recht die Hochgebirgspässe. Lediglich Taufers im Münstertal – wohlgemerkt an der Schweizer Grenze gelegen – ist angeführt – freilich ausschließlich unter dessen tolomeischer Bezeichnung („Tubre“).
Der Ausfüllende könnte nun davon ausgehen, dass es sich bei Winnebach, Reschen und Brenner gar nicht um Grenzorte handelt. Man möchte fast glauben, dass die EU, die diese Plattform zur Verfügung stellt, oder gar Italien, das sie betreibt, die oftmals als „Unrechtsgrenze“ empfundene Brennergrenze, die mitten durch Tirol verläuft, bewusst oder unbewusst ausklammern wollten.
Für alle, die sich trotzdem absichern wollen und eine Diskussion über die Grenzziehung von Saint Germain mit den Behörden scheuen, bietet das Formular die neumodische Auswahlmöglichkeit „Divers“ als Grenzübergang. Dieselbe fehlt allerdings bei der Wahl des Geschlechts.
Das Formular ist noch nicht vollständig in allen angegebenen Sprachen verfügbar. Wer das Formular auf Deutsch ausfüllt, muss sich abschließend mit einer englischsprachigen Einreiseerklärung und hölzern übersetzten Paragrafen zurechtfinden.
NACHTRAG: Nach Erscheinen des Artikels auf UT24 wurde das Einreiseformular geändert. Reschen und Hochgebirgspässe fehlen zwar weiterhin, Brenner und Winnebach sind nun im Feld angeführt. Die „heilige Brennergrenze“ von Saint Germain ist zumindest laut Formular wiederhergestellt. In Klammer zweitgereiht und kleingeschrieben scheinen nun – so wie es sich für den Minderheitenschutz in einem Nationalstaat gehört – die historisch korrekten Ortsnamen halbherzig auf. Sogar ein „diverses Geschlecht“ hat man dem Reisenden nicht vorenthalten wollen.
Ach ja, „Südtirol“ gibt es immer noch nicht, nur eine obsolete Großregion „Trentino-Alto Adige“.






