von mag 03.01.2021 14:00 Uhr

Der Colonel – Teil 2

Edward Mandell House- Teil 2

ein Beitrag von Dr. Florian Stumfall

Vor der Küste Georgias liegt die Insel Jekyll, die ein gewisser John Eugene DuBignon für einige Herren gekauft hatte. Unter diesen waren bekannte Namen: J.P. Morgan, William Rockefeller, William Henry Vanderbilt oder auch Joseph Pulitzer. Und dorthin hatte im November 1910 Senator Nelson Aldrich, Schwiegervater von John D. Rockefeller, weitere Herren der Hochfinanz zu einer hochgeheimen Konferenz eingeladen: Henry P. Davison von J.P Morgan, Vanderlip, Präsident der Rockefeller City Bank, New York, Paul Warburg, aber auch den Finanzstaatssekretär Piatt Andrew. Hier wurde vereinbart, wie eine zu schaffende Zentralbank auszusehen hätte, und wie man die Sache angehen wollte.

Geheime Konferenz

Vanderlip schreibt in seinen Memoiren, viele Jahre später: „Ich glaube nicht, dass es eine Übertreibung ist, wenn ich sage, dass unsere geheime Expedition auf die Jekyll-Insel der eigentliche Beginn dessen war, was schließlich zum Federal Reserve System wurde.“

In einem ersten Anlauf allerdings kam das Gesetzesvorhaben nicht durch den Kongress. Der freilich hätte es gar nicht annehmen dürfen, denn eine private Gruppe, egal mit welchen Finanzmitteln ausgestattet, hat nicht das Recht, Gesetzesvorlagen ins Parlament einzubringen. Doch egal. Die Abgeordneten knickten spätestens hier zum ersten Mal vor den großen Namen der Hochfinanz ein. Immerhin bedurfte es eines zweiten Versuchs, bei dem die eigentlichen Absichten des Antrags besser vertuscht waren. Das ist nicht schwer, denn Abgeordnete pflegen die Gesetzesvorlagen nicht zu lesen, sondern sich an ihren Fraktions-Chefs zu orientieren, wann sie die Hand aufheben sollen. Die Entscheidungen fallen nämlich meist im Hintergrund, und dort wirkte Edward Mandel House im Sinne des Federal Reserve Act.

Zudem war er mit der Auswahl der Gründungsmitglieder befasst. Dabei gab es weiter keine Überraschungen, es tauchen ja ohnehin immer dieselben Namen auf. Es bahnt sich also an, was nach Carroll Quigley, dem Historiographen der großen US.-Bankhäuser, darin bestanden hatte „…nichts weniger als ein weltweites System der Finanzkontrolle in privater Hand über die politische Ordnung eines jeden Landes und die ganze Weltwirtschaft zu errichten“. Die offizielle Erklärung anlässlich der Gründung der Internationalen Banken-Allianz, einer Hilfsorganisation für diesen Zweck, ebenfalls 1939 in Paris fordert: „Die Stunde ist für die Hochfinanz gekommen, offen ihre Gesetze für die Welt zu diktieren, wie sie es bisher im Verborgenen getan hat…“. Dieser unmissverständliche Aufruf erwies sich als völlig ungefährlich für die Verschworenen von Jekyll und keineswegs entlarvend – denn die meisten Menschen glauben einfach nicht, was über ihren Horizont geht.

  • Im November 1910 fand im Clubhaus auf der Insel Jekyll ein Geheimtreffen zur Planung des Federal Reserve Systems statt, das 1913 weitgehend entsprechend verabschiedet wurde (Federal Reserve Act – dt.: Zentralbankgesetz). Unter falschen Namen und für die Entenjagd angemeldet trafen sich die sechs Hauptakteure zur Beratung über ein Zentralbank-System.

Der unsichtbare Schutzengel

Anders der Wirtschaftsprofessor der California State University Los Angeles Antony C. Sutton: „Warburgs Plan, die amerikanische Gesellschaft für die Wall Street arbeiten zu lassen, war verblüffend einfach…Das Federal Reserve System ist ein legalisiertes Monopol des Geldvorrates zum Wohl einiger weniger unter dem Vorwand, das öffentliche Interesse zu fördern und zu schützen.“

Charles Seymor nennt Colonel House den „unsichtbaren Schutzengel“ des Vorhabens. George Viereck, der Biograph von House, bestätigte, dass die „Schiffs, die Warburgs, die Kahns, die Rockefellers und die Morgans ihre Vertrauen in House setzten“. Dieses Vertrauen wurde belohnt. Noch vor der Abstimmung warnte der Angeordnete von Minnesota, Charles A. Lindberg, Vater des berühmten Atlantik-Fliegers: „Dieses Gesetz etabliert den gigantischsten Trust der Welt. Wenn der Präsident das unterzeichnet, wird die unsichtbare Regierung der Geldmacht legalisiert sein.“ Und Woodrow Wilson, von House beraten, unterschrieb.

Dies war des Colonel House zweiter Streich.

Er war dabei vorgegangen wie beim ersten, nämlich nach einer Manier, die er bereits in Texas geübt hatte und die ihm das Beispiel der Rothschild bestätigte: Er vergeudete nicht Zeit und Mühe damit, viele tausend Menschen zu überzeugen, wie das ein Kandidat in der Politik tun muss, sondern er beschränkt sich darauf, wenige zu beeinflussen. Es müssen nur die richtigen sein, und bei denen war House angelangt.

So erfuhr er durchaus auch Anerkennung für sein Treiben: „Mein lieber Colonel House, ich möchte Ihnen ein Wort der Wertschätzung für die stille, aber zweifellos wirksame Arbeit sagen, die Sie im Interesse der Währungs-Gesetzgebung geleistet haben, und Sie dazu beglückwünschen, dass die Maßnahmen schließlich Gesetz geworden sind. .. Diese Vorlage ist in jeder Hinsicht gut, jedenfalls gut genug, um damit zu beginnen, und die Erfahrung wird uns lehren, in welche Richtung sie perfektioniert werden muss, was wir dann zu gegebener Zeit machen werden… Ihr ergebener Jakob Schiff.“

  • Hauptsitz der Fed in Washington (Quelle: Wikipedia).

Die Macht der FED

Heute also haben die USA ihre Federal Reserve Bank, und alle Welt glaubt, dies sei eine staatliche Einrichtung. Dabei gehört sie einer kleinen Gruppe von Bankiers, sechs Männern, oder acht, das weiß niemand, wie überhaupt die Eigentumsverhältnisse um die FED geheim sind. Doch wem soll sie gehören außer denen, die sie gegründet und die genug Geld hatten, sie auszustatten?

Ihre Wirkung ist enorm. Hier ist nicht der Platz für eine umfassende Darstellung. Doch eine Größe sei genannt: Die US-Regierung zahlt an Schuld-Zinsen derzeit (anno 2020) jährlich 30 Milliarden Dollar an die FED, mit steigender Tendenz. Das sind, auf sechs Eigner verteilt, fünf Milliarden jährlich für jeden, ohne Aufwand und ohne Steuer, bei acht Eignern wären es immer noch über drei Milliarden, zum üblichen Geschäft dieser Bankhäuser ein erfreuliche Ergänzung. Und ein zweites: Nichts kommt einen Staat so teuer wie Krieg zu führen. Dass die FED diese ständigen Kriege der USA durch Darlehen an die Regierung finanziert, führt zu unaufhörlich steigenden Staatsschulden und ebenso anwachsenden Einnahmen der FED sowie dazu, dass die Kriege von USA und NATO kein Ende nehmen, denn die FED-Eigentümer bestimmen die Politik.

Die USA waren nicht mehr dieselben wie zuvor

Wilson also war Präsident und House nunmehr sein engster Berater, sein „zweites Ich“, wie Wilson selbst sagte. Das Gespann hatte auch sogleich wichtiges zu erledigen. Die Präsidentschaftswahl war am 6. November gewesen, und noch im Dezember war der Federal Reserve Act verabschiedet worden. Dies hatte am 23. Dezember stattgefunden, als von den Mitgliedern des Repräsentantenhauses nur noch wenige zugegen und oft mit anderen Dingen beschäftigt waren. Dieses Beispiel der Manipulation eines Parlaments hat Schule gemacht.

Von diesem Tag an waren die USA nicht mehr dieselben wie zuvor. Sie hatten sich mit einem Federstrich von einer Demokratie zu einer plutokratischen Oligarchie gewandelt – einen Kapitalismus in Reinkultur, in dem sich die Politik nach den Vorgaben der Hochfinanz richtet, weil sie von ihr abhängig ist, und zwar in doppelter Hinsicht; personell, weil kein Kandidat Aussicht auf Erfolg hat ohne die Unterstützung des großen Geldes und institutionell, weil die Regierung auf die FED angewiesen ist, und die war nun in privaten Händen.

  • US-Präsident Woodrow Wilson (r) mit seinem engsten Vertrauten Edward M. House (Quelle: Texas State Historical Association).

Thomas Jefferson, Vater der amerikanischen Verfassung und 3. Präsident der USA, scheint diese Gefahr, die nun Wirklichkeit geworden war, vorhergesehen zu haben. Er hatte geschrieben: „Falls das amerikanische Volk jemals die Kontrolle über die Herausgabe ihrer Währung auf Banken übertragen sollte, werden diese und die Firmen, die sich um sie bilden, unter dem Einsatz von Deflation und Inflation dem Volk so lange ihr Eigentum wegnehmen, bis die Kinder obdachlos auf dem Kontinent, den die Väter einst in Besitz nahmen, aufwachen. … Ich glaube aufrichtig, dass Banken mit dem Recht, Geld herauszugeben, gefährlicher für die individuellen Freiheitsrechts sind als eine stehende Armee.“

Denselben Gedanken, allerdings in anderem Blickwinkel, hatte bereits Mayer Amschel Rothschild geäußert, der Urvater der Dynastie: „Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht.“

Mit einem Wort – Wilson war Präsident geworden und die FED war gegründet. Das waren des  Edward Mandel House ersten beiden Streiche, und so konnte er sich ein wenig zurücklehnen.

Lesen Sie morgen auf UT24 warum Edward M. House den US-Präsidenten Wilson – wider seinem Wahlversprechen – zum Kriegseintritt gegen Deutschland bewegte und wie der einflussreiche House im Jahre 1920 am Schicksal Südtirols beteiligt war.

Der Colonel – Teil 1

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