„Derzeitige Tourismuskrise kann Chance sein“
Aufgrund der Pandemie war die Tätigkeit des Vereins ziemlich eingeschränkt. Hervorgehoben wurde die gemeinsam mit dem Südtiroler Heimatpflegeverband initiierte Gedenkfeier an Max Valier am Münchner Westfriedhof, die mit der Enthüllung einer Gedenktafel ihren Höhepunkt fand. Vorsitzender Philipp Achammer schlug vor, den Internetauftritt neu zu gestalten und die Präsenz in sozialen Medien zu steigern, was der Vorstand einstimmig genehmigte. Außerdem ist angedacht, bereits bestehende Partnerschaften zwischen Bayerischen und Südtiroler Einrichtungen und Verwaltungen, so etwa Gemeinden- und Städtepartnerschaften zu erheben und sie im Rahmen eines Empfanges in Südtirol im kommenden Jahr aufzuwerten.
Bei der Tagung in der Residenz in Kempten im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurde auf das Thema „Tourismus in Zeiten von Corona“ eingegangen. Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek und Innenminister Joachim Herrmann legten in ihren Eingangsstatements die aktuelle Situation dar. Coronabedingt seien im Sommer sehr viele deutsche Touristen in den Süden Deutschlands gereist und hätten in manchen Landkreisen und Gemeinden ob ihrer Menge sogar für Chaos und Unmut gesorgt. Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle bestätigte diese Wahrnehmung. Aber auch Südtirol hat vom Reisefieber der Bundesdeutschen Bürger profitiert, sodass die Sommersaison trotz Pandemie in Südtirol nicht schlecht verlaufen sei.
Prof. Alfred Bauer vom Bayerischen Zentrum für Tourismus an der Hochschule Kempten stellte in seinem vielbeachteten Referat einige wichtige Eckdaten vor. So lassen sich laut Umfrage rund ein Drittel der Bundesbürger nicht von regionalen COVID-Reisewarnungen beeindrucken. Allerdings geben 16 Prozent jener Befragten, die derzeit einen Winterurlaub in Bayern planen an, dass sie ihn ursprünglich in Südtirol machen wollten. Aktuell sieht sich die deutsche Bundesregierung zu Aufrufen bemüßigt, den Urlaub nicht mehr außerhalb von Deutschland zu machen. Innenminister Herrmann mochte, angesichts der sich rapide verschlechternden COVID-Zahlen in den Nachbarländern noch strengere Kontrollen oder sogar Grenzschließungen nicht gänzlich ausschließen.
Grundsätzlich befinde sich – laut Prof. Bauer – aber alles in rasanter Bewegung, sodass die Umfragedaten nur eine Momentaufnahme seien. Die derzeitige Krise der Tourismusbranche könnte zwei Folgen haben: entweder wird sich der Tourismus in einer Post-Corona-Zeit wieder rasch erholen und die alte Fahrt aufnehmen – oder sie gibt Anlass über neue und vielleicht bessere Modelle im Tourismus nachzudenken.