von fe 13.08.2020 08:45 Uhr

Plakat der Grünen sorgt auch bei Südtiroler Bauern für Verstimmung

Deutsche Landwirte und politische Konkurrenten ärgern sich über ein Wahlplakat der Grünen. Aber auch in Südtirol ist der provokante Slogan mittlerweile angekommen.

Deutschlands Grüne haben mit einem Wahlplakat für Verstimmung unter den Landwirten gesorgt. „Grün ist auch ohne Glyphosat die dicksten Kartoffeln zu haben“, mit diesem Slogan wollen sich die Grünen im NRW-Kommunalwahlkampf behaupten.

„Das Plakat ist ein Beleg dafür, dass man vom Sachverhalt keine Ahnung hat. Und wenn man Ironie anwenden wollte, müsste man das auch beherrschen“, sagt CDU Generalsekretär Josef Hovenjürgen laut Bild. Die Grünen NRW argumentieren hingegen mit „zugespitzter Sprache in Wort und Bild“, dies sei bei vielen Parteien und in vielen Wahlkämpfen üblich.

Aber auch in Südtirol ist das Wahlplakat aus Deutschland bei den Bauern angekommen. Die Arbeitsgruppe „Zukunft Landwirtschaft“ will diese Aussage so nicht hinnehmen.

UT24: Was sagt die Arbeitsgruppe Zukunft Landwirtschaft zur Aussage der Grünen?

Zukunft Landwirtschaft: Grundsätzlich ist es so langsam beängstigend, wie sich eine Umweltschutzpartei ein ums andere Mal mit unqualifizierten Aussagen selbst disqualifiziert. Gerade bei Plakataktionen im Wahlkampf muss man sich schon fragen, ob im ganzen Umkreis dieser Partei kein Landwirt mehr mitreden darf, der Sie vor solchen peinlichen Ausrutschern bewahrt. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich auch, dass solche populistischen, absolut falsche Aussagen, ganz bewusst getätigt werden, um Ängste zu schüren und die Kluft zwischen Endverbraucher und Landwirt weiter gedeihen zu lassen.

Warum wird Glyphosat im Kartoffelanbau gar nicht verwendet?

Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach: Weil es nicht notwendig ist. Abgesehen davon würde es die Kartoffelpflanze töten.

Wo und warum kommt Glyphosat in Südtirol zum Einsatz und welche Alternativen gibt es?

Glyphosat wird im Südtiroler Obst- und Weinbau in sehr begrenztem Maße eingesetzt. Und zwar dort, wo es zur Qualitätsförderung dient: Um den Unterbewuchs, den man beim Mulchen nicht klein halten kann, zu beseitigen. Es gibt dabei maschinelle Alternativen, die im Bioanbau verwendet werden, die aber aus Sicht der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes schlechter abschneiden als das ungefährliche Glyphosat, welches vollkommen abgebaut wird.

Da im Bioanbau chemisch-synthetische Mittel verboten sind, forscht man auf Hochtouren um Pflanzliche Herbizide einsetzen zu können, bis diese einsatzfähig sind muss man auf die maschinelle Bearbeitung zurückgreifen, die durch den erhöhten CO2 Ausstoß nicht wünschenswert sind. Ebenso fördert die maschinelle Bearbeitung in Hanglagen die Erosion und tötet sehr viele Kleinlebewesen in der bearbeiteten Humusschicht. Vor allem aber im Weinbau kann es in wüchsigen Anlagen aber sogar von Vorteil sein, wenn man weder Herbizid noch maschinelle Unterstockbearbeitung macht. Jeder Bauer kennt dabei sein Grundstück am besten und entscheidet dabei den besten Weg für Umwelt und Qualität.

Wie steht die Arbeitsgruppe Zukunft Landwirtschaft zum Einsatz von Herbiziden?

Grundsätzlich ist der Herbizideinsatz in Südtirol kein Problem in der Landwirtschaft. Aufgrund der geringen Mengen, die nie auf das Nahrungsmittel sondern in allen Fällen nur unter der Pflanze ausgebracht werden, gibt es schier kein Problem für den Anwender und schon gar nicht für die Bevölkerung und den Endkonsumenten. Anders sieht es wohl im öffentlichen Bereich aus, wenn kein Herbizid in der Straßenpflege, auf öffentlichen Plätzen, auf Spielplätzen, auf den Bahntrassen usw. ausgebracht wird. Teilweise haben Gemeinden begonnen auf Glyphosat zu verzichten, die Alternativen mit Abflammen durch offenes Feuer oder Heißwasserbehandlung lassen uns Bauern dabei die Haare zu Berge stehen. Die unverhältnismäßig höheren Kosten sollten dabei weniger ins Gewicht fallen, wenn dies der Wunsch der Öffentlichkeit ist – aber die CO2-Bilanz ist verheerend und im Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes auf schärfste zu verurteilen und ist mitunter ein Grund dafür, warum viele Gemeinden und öffentliche Verwaltung wieder dazu über gehen Herbizide in Form von Glyphosat einzusetzen. Erst recht und besonders deshalb, weil ausnahmslos die wenigen, negativen Studien von einer Gefahr von Glyphosat ausgehen und die Schädlichkeit von Glyphosat auf einer Stufe mit rotem Fleisch oder heißem Tee sehen. Diese gehen davon aus, dass der Speck zur Marende weitaus gefährlicher und krebserregender ist als der Einsatz von Glyphosat für den Anwender. Für den Endkonsumenten und die Bevölkerung gibt es keine einzige Studie, die irgendwelche Gefahren oder negative Effekte sehen würde. Etwas mehr Sachlichkeit würde wohl allen Beteiligten in dieser Frage gut tun bevor wir unsere Umwelt aus Unwissenheit oder falschen Glauben noch mehr Schaden zufügen.

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  1. 13.08.2020

    In Niederdorf fand bis jetzt immer im Herbst das grosse Kartoffelfest statt, alle Kartoffen kommen aus den Anbau im Hochpustertal, früher wurden sie Zügeweise bis nach Sizilliuen geliefert, und heute noch ohen chemischen Mitteln angebaut, wir brauchen keien Grüne Belehrungen, und unsere Puschtra Erdäpfel halten jeden Vergleich mit einer “Deitschn ” Biokartroffel stand, die Grünnen bei uns sollen sich mal selbst bei der Ernte im Pustertal beteiliegen , aber da tuts dann doppelt weh, das Kreuz und das Hirn”

  2. Diandl
    13.08.2020

    Gott bewahre uns vor den Grünen!
    In Österreich wurde Bio im Kartoffelanbau vorgeschrieben. Als Folge verringerte sich der Ertrag um 80%.
    Eine hausgemachte Verknappung von Grundnahrungsmittteln – ist es das, was die Grünen wollen?

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