von ih 27.04.2020 11:17 Uhr

„Das hat uns alle überrumpelt“ – Interview

Während die Schulen in Deutschland und Österreich bereits Anfang Mai wieder aufsperren, muss Südtirol bis September warten. Eine Situation, mit der auch die Lehrer in Südtirol vor große Herausforderungen gestellt werden. UT24 hat mit Petra Nock von der Südtiroler Schulgewerkschaft (SSG) darüber gesprochen.

Petra Nock hat im UT24-Gespräch die Situation der Lehrer in Südtirol geschildert.

Frau Nock, die Schulen in Südtirol werden erst im September wieder aufsperren können. Eine Entscheidung, die viele Lehrer vermutlich hart getroffen hat?

 
Petra Nock: Das hat sich im Prinzip, wenn man die Zeichen richtig gedeutet hat, schon abgezeichnet. Man wird also jetzt probieren, so gut wie möglich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das laufende Schuljahr im Wohle aller Beteiligten abzuschließen. Man muss sich gleichzeitig aber auch ganz gut auf das vorbereiten, was uns im Herbst erwartet.

Das heißt, die Organisation des Unterrichts, wie er im Herbst losgehen soll, wird komplett zu überdenken sein. Der Wunsch von vielen Lehrpersonen ist es auch, die Qualität des Online-Schoolings unbedingt zu verbessern. Das hat uns alle überrumpelt. Weshalb wir in dieser Hinsicht ganz dringend neue Strategien finden müssen. Sei es in technischer Hinsicht, über das Know-how bis hin zur Organisation des Unterrichts. Insgesamt wird das also eine große Herausforderung sein bis im Herbst.

Einige Menschen teilen aktuell die Meinung, dass die Lehrer ja im Moment eine feine Situation haben. Schließlich haben sie jetzt ja noch länger frei. Was hälst du diesem Vourteil entgegen?

 
Es ist sicher so, dass die Lehrer – genauso wie die öffentlichen Bediensteten – im Moment das ‚Glück‘ haben, dass sie von zu Hause aus arbeiten können. Man hat allerdings von außen leider nicht so den Einblick, wer wieviel macht. Es ist deshalb nicht gut für die Gesellschaft, dass eine solche Diskussion jetzt wieder losgetreten wird.

Denn es stimmt absolut nicht, dass die Lehrer nichts tun. Ich bekomme auch unterschiedlichste Rückmeldungen von außen und ich weiß von Kollegen, die sich auch sehr viel bei den Kindern melden. Es ist deshalb einfach schade, dass so etwas kursiert. Wir sollten lieber gemeinsam an einem Strang ziehen. Denn wir sind alle gemeinsam um eine Lösung bemüht. Unter Wahrung aller rechtlichen Prämissen natürlich.

Also blicken Südtirols Lehrer trotz der schwierigen Situation optimistisch in Richtung September?

 
Wir denken, dass der Unterricht – so wie wir ihn vor Corona gekannt haben – wahrscheinlich nicht über die Bühne gehen wird. Man wird sich jetzt müssen mit der Verwaltung der Schulführungen zusammensetzen, um sich Strategien auszudenken wie das ganze funktionieren kann.

Wenn man ins Ausland schaut, dann ist dort teilweise von Turnusschulungen die Rede. Wo quasi ein Teil in der Schule passiert und der andere Teil online. Das wird unsere Arbeit sicher verändern. Und auf das müssen wir uns vorbereiten. Eine gute Vorbereitung braucht es natürlich auch, um die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen geblieben sind. Denn das was momentan zu Hause passiert ist, ist einfach ein anderes Lernen wie es sonst in der Schule passiert.

Vielen Dank für das Gespräch!

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