von fe 19.11.2019 10:35 Uhr

Würdigt Italien endlich den ermordeten Franz Innerhofer?

Die Staatspräsidenten von Österreichs und Italien, Alexander van der Bellen und Sergio Mattarella, treffen sich am Samstag in Südtirol. Ein ähnliches Treffen gab es bereits vor zwei Jahren, diesmal könnte allerdings ein absolutes Novum auf dem Programm stehen.

Die Präsidenten Mattarella (l.) und Van der Bellen bei ihrem Südtirol-Besuch vor zwei Jahren (Foto: LPA/Oskar Verant)

50 Jahre nach Verabschiedung der Bestimmungen des zweiten Autonomiestatuts, bekannt als Südtirol-Paket, und 100 Jahre nach dem Vertrag von St. Germain: Diese beiden Gedenktermine sind Anlass für den Besuch des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen und des italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella in Südtirol.

Beim Treffen werde beider Ereignisse gedacht, sagte der Landeshauptmann nach einer Sitzung der Landesregierung. „Wir erinnern uns an die leidvolle Geschichte, blicken aber auch auf das, was die Schwierigkeiten unseres Landes überwunden hat“, so Arno Kompatscher.

Brutaler Angriff auf Trachtenumzug

Aber auch an den Beginn eines sehr düsteren Kapitels Südtiroler Zeitgeschichte will man sich am kommenden Samstag offenbar erinnern: den 24. April 1921. Dieser Tag ging als „Blutsonntag“ in die Geschichte Südtirols ein.

Während des Trachtenumzugs zur Eröffnung der Frühjahrsmesse griffen rund 400 Faschisten Teilnehmer und Zuschauer mit Knüppeln, Pistolen und Handgranaten an. Franz Innerhofer, ein 36-jähriger Lehrer aus Marling, wurde beim Versuch erschossen, einen Buben vor den faschistischen Schlägerbanden zu schützen (UT24 berichtete). Franz Innerhofers Leben war das erste, das der Faschismus in Südtirol forderte. Fünfzig weitere Menschen wurden an diesem Tag teils schwer verletzt.

Im Hauseingang des Ansitz Stillendorf, wo es zum Mord an dem Marlinger Musikanten gekommen war, erinnert heute eine Gedenktafel. Genau dort sollen sich am Samstag die beiden Staatspräsidenten treffen um Innerhofer zu gedenken, wie einem Bericht der Dolomiten zufolge durchgesickert ist. Mattarella wäre damit der erste Staatspräsident, der einem Südtiroler Faschismus-Opfer die Ehre erweist.

Diesen Schritt würdigt auch der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Jürgen Wirth Anderlan. „Eine große Geste des italienischen Staatspräsidenten, die von mir Respekt abverlangt und ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft, dass Italien die faschistischen Verbrechen in Südtirol eingesteht und hoffentlich auch beginnt sie aufzuarbeiten“, sagt Wirth Anderlan zu UT24.

  • Langer Trauerzug für den ermordeten Lehrer Franz Innerhofer.
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