von su 25.02.2019 05:15 Uhr

Erste Oscars für Favorit „Roma”

Im Dolby-Theatre von Hollywood findet derzeit die 91. Oscar-Verleihung statt. Topfavorit „Roma” konnte sich bereits in der ersten Stunde den Auslandsoscar sichern, zudem erhielt Regisseur Alfonso Cuaron den Oscar für beste Kamera. Vier mögliche Preischancen gingen an „Roma” allerdings bereits vorbei. Der wie “Roma” zehnmal nominierte “The Favourite” blieb bisher gänzlich ohne Oscar.

Alfonso Cuaron (APA)

Der erste Oscar des Abends für die Beste Nebendarstellerin ging an Regina King. Die 48-jährige Afro-Amerikanerin gewann die begehrte Trophäe für ihre Rolle in dem Drama „If Beale Street Could Talk” von Barry Jenkins.

Darin spielt sie eine Mutter, die ihre schwangere Tochter mit aller Entschlossenheit unterstützt, und alles dafür tut, deren unschuldig im Gefängnis sitzenden Verlobten wieder frei zu bekommen.

Großmutter gewidmet

Bei den Nebendarstellern konnte sich wie erwartet Mahershala Ali für seine Leistung als schwarzer Jazzmusiker auf Südstaatentour in „Green Book” durchsetzen. „Ich möchte das meiner Großmutter widmen”, die ihm beigebracht habe, positiv zu denken und den Glauben vermittelt habe, alles erreichen zu können, wenn er hart daran arbeite.

Alfonso Cuaron hat gleich seine erste Chance genutzt: Der mexikanische Regisseur, dessen Schwarz-Weiß-Drama mit zehn Nominierungen als Favorit in die 91. Oscar-Gala gegangen ist, wurde in Nacht auf Montag mit dem Preis für die beste Kamera ausgezeichnet.

„Was für eine Ehre”, freute sich Cuaron über den Goldbuben, und dankte in einer knappen Rede seinem ganzen Team. Kurz darauf durfte Cuaron für “Roma” auch den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film entgegennehmen.

Ohne von der Geschichte abzulenken

Für einen Hingucker hatte davor bereits Melissa McCarthy gesorgt: Die Schauspielerin, die selbst für ihre Leistung in „Can You Ever Forgive Me?” als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, betrat die Bühne in einem Kleid, das über und über mit Stoffhasen drapiert war – eine Anlehnung an Queen Anne in Yorgos Lanthimos’ „The Favourite”. So präsentierte sie den Preis für das beste Kostümdesign, sei es doch eine Kunst, wie hier gearbeitet wird, „ohne von der Geschichte abzulenken”. All das sagte sie mit stoischer Mine, während das Publikum johlte.

Gefreut hat sich dann Ruth Carter über die Auszeichnung für „Black Panther”. „Wow, ich habe ihn”, sagte sie mit dem Oscar in Händen. „Das hat lange gedauert”, verwies sie auf ihre bisherigen Nominierungen und dankte neben ihrem Filmteam auch Regisseur Spike Lee, mit dem sie für “Malcom X” zusammengearbeitet hat. Sie betonte auch, wie wichtig es ist, Frauen auf der Leinwand zu zeigen – “und zwar, wie sie aussehen und wie sie führen können”.

Oscar-Gala erstmals nach Jahrzehnten ohne Host

„Bohemian Rhapsody” konnte bei Tonschnitt und -Mischung sowie im Schnitt bereits drei seiner fünf Nominierungen realisieren. Auch der afroamerikanische Superheldenfilm „Black Panther” hat bereits drei Oscars abgeräumt: Für Szenenbild, Kostüme und Filmmusik.

Als Superheld hat man es gut bei den diesjährigen Oscars: Etwas überraschend hat sich „Spider-Man: Into the Spider-Verse” als bester Animationsfilm durchgesetzt und damit Konkurrenten wie Wes Andersons “Isle of Dogs” oder “Die Unglaublichen 2” ausgestochen. Bei den animierten Kurzfilmen konnte sich “Bao” aus dem Hause Pixar durchsetzen.

In der Kategorie für Make-up/Frisuren konnte die Politsatire „Vice” reüssieren, in der der britische Schauspieler Christian Bale zum ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney wurde.

Gänzlich ungekrönt bleibt derzeit der mit „Roma” mit zehn Nominierungen an der Spitze des Feldes stehende Historienbiografie „The Favourite” von Yorgos Lanthimos. Das Frauendreieck konnte bereits fünf seiner Nennungen nicht in eine Goldstatuette tauschen.

Der Kletterfilm „Free Solo” ist danach zum besten Dokumentarfilm gekürt worden. Das Werk der Filmemacher Elizabeth Chai Vasarhelyi, Jimmy Chin, Evan Hayes und Shannon Dill zeigt Freeclimber Alex Honnold, der den El Capitan besteigen will.

Sowohl „Roma” von Alfonso Cuaron als auch „The Favourite” von Yorgos Lanthimos waren je zehn Mal nominiert. Allerdings präsentiert sich heuer das Nominiertenfeld nicht als Duoveranstaltung, gingen doch auch die Musikfilme „A Star is Born” und “Bohemian Rhapsody” oder die Politsatiren „Vice” und „BlacKkKlansman” mit einigen Nominierungen ins Rennen.

Erstmals seit drei Jahrzehnten geht die Oscar-Gala ohne Host über die Bühne, nachdem der vorgesehene Komiker Kevin Hart wegen homophober Scherze zurückgezogen hatte. Gegen 5 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll dann feststehen, welcher Streifen die renommierten Titel in den Königskategorien Bester Film, Beste Regie und bei den Schauspielern für sich reklamieren konnte. Schließlich haben die Verantwortlichen das Ziel ausgegeben, die legendär lange Veranstaltung auf drei Stunden zu beschleunigen.

Entsprechend dominierte bei den Oscars nach den politischen Debatten in den Vorjahren heuer eher die Diskussion um die Ausrichtung der Gala als solches. Im Vorjahr stand das Event noch ganz unter dem Eindruck der #MeToo-Debatte, die die US-Filmindustrie in Folge des Harvey-Weinstein-Skandals mit voller Wucht getroffen hatte. Zuvor lag der Fokus auf der Debatte um die Repräsentation schwarzer Filmschaffender beim Preisregen unter dem Hashtag #Oscarsowhite.

So zeigte sich am Roten Teppich wieder das bunte Meer der edlen Kleider, hatten sich 2018 doch zumindest einige Darstellerinnen aus Protest in Schwarz gewandet, um ihre Unterstützung der #MeToo- und der Time’s up-Bewegung gegen die Benachteiligung von Frauen im Filmbusiness zu signalisieren. Nun präsentierte sich Glenn Close als Topfavoritin auf den Hauptrollen-Oscar der Damen in einer knapp 20 Kilogramm schweren Goldrobe.

Ihre in der Nebendarstellerinnen-Kategorie nominierte Kollegin Rachel Weisz kam dagegen im vermutlich ungleich leichteren, roten Latex – während ihre Spartenkonkurrentin Amy Adams den weiblichen Teil ihrer Familie im Schlepptau am Teppich hatte. Dass nicht nur die Damen farbenfroh in die Gala gehen, stellte indes „Aquaman” Jason Momoa im rosafarbenen Samtanzug unter Beweis. Und Spike Lee – erstmals nominiert in der Regiesparte für “BlackKklansman” – erschien mit goldfarbenen Turnschuhen.

Die Gala selbst begann mit äußerst rockigen Klängen: Als Einstimmung auf die mehrstündige Preisverleihung war die britische Rocklegende Queen mit Sänger Adam Lambert gesetzt. Das passte, darf sich das Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody” doch in mehreren Kategorien Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen. „Welcome to the Oscars”, rief Lambert.

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