So leben Diabetiker besser und länger
„Die neuen Daten für den Zeitraum von 2006 bis 2016 sind von großer Bedeutung für die Gesundheitspolitik. Die ‚Zuckerkrankheit‘ ist neben Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die größte Public-Health-Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Für mich ist diese Erhebung zugleich eine Bestätigung der zukunftsorientierten Behandlung von Diabetespatientinnen und -patienten auf der Grundlage der Telemedizin“, verweist LR Bernhard Tilg auf „DiabCare Tirol“.
Dieses Pilotprojekt läuft seit August 2017 im Bezirk Landeck und unterstützt Diabetes-PatientInnen kontinuierlich durch ein engmaschiges Netzwerk aus Krankenhausambulanz, mobilen Diätologen und niedergelassenen Ärzten.
Lebensstiländerung notwendig
Die aktuellen DRT-Analysen unterstreichen die Notwendigkeit einer verstärkten Lebensstiländerung der Patienten im Hinblick auf die Risikofaktoren von Rauchen, Übergewicht und zu geringer körperlicher Aktivität. Von den Typ-2-Diabetiker gaben nur 34,8 Prozent eine körperliche Aktivität von mehr als 2,5 Stunden pro Woche an. Es ist auch ersichtlich, dass der Anteil adipöser Patienten unter Typ-2 Diabetiker 41,8 Prozent beträgt. 30,3 Prozent der Typ-1-Diabetiker waren außerdem aktive Raucher. Alle Angaben beziehen sich auf den Zeitraum von 2006 bis 2016.
Das Netzwerk von „DiabCare Tirol“ verhilft derzeit 80 Patienten zu einer wirksamen Verringerung der Risikofaktoren. Patienten der Stoffwechselambulanz des Krankenhauses Zams werden in die einfache Bedienung einer speziellen Handy-App eingewiesen. Diese übermitteln in der Folge ihre Gesundheitswerte regelmäßig elektronisch an das Krankenhaus Zams. Sobald der Blutzuckerwert eine „Vorwarnstufe“ erreicht, schaltet das Spital automatisch Ärzte und Diätologen ein.
„DiabCare“ in Landeck bindet Patienten ein
Die bisherigen Ergebnisse im Bezirk Landeck zeigen, dass die Betroffenen diese Versorgung sehr schätzen und ihre Lebensqualität als deutlich verbessert empfinden. Gleichzeitig motiviert die engmaschige Betreuung die Patienten dazu, selbst mehr auf die eigene Gesundheit zu achten und die notwendigen Messungen regelmäßig durchzuführen. Die Diabeteskranken werden also aktiv in die Behandlung eingebunden.
„Mit der Telemedizin haben wir eine geeignete Antwort gefunden, um die Diabetes-Patienten vor dem vorzeitigen Tod und schweren Folgeerkrankungen wie Erblindung, Amputation oder Nierenversagen zu schützen“, so fasst Gesundheitslandesrat Tilg „DiabCare Tirol“ zusammen. Dieses neue Therapiemanagement bedeutet zugleich eine massive Ersparnis: Die Gesundheitskosten eines Menschen mit Diabetes Mellitus liegen bedingt durch die möglichen Folgeerkrankungen um bis zu 400 Prozent über jenen von Nichtdiabetikern. „DiabCare Tirol“ soll auf weitere Bezirke ausgedehnt werden.
Im Rahmen einer jetzt angelaufenen Diabetes-Studie der Landesuniversität UMIT wird im Bezirk Landeck gleichzeitig erstmals in einer Region in Österreich die Versorgungsstruktur von Diabetes Mellitus erhoben. Ziel ist es, über einen Zeitraum von drei Jahren ein lückenloses Register mit allen PatientInnen mit Diabetes Mellitus aufzubauen und damit die Versorgungsstruktur im Bezirk vollständig abzubilden.
Diese Studie ist ein weiterer Baustein für ein umfassendes Diabeteskonzept, das entsprechendes Wissen schaffen soll. Prüfarzt ist Dr. Hans-Robert Schönherr von der Internen Abteilung im Krankenhaus Zams: „Diabetes Mellitus – umgangssprachlich auch Zuckerkrankheit genannt – ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu acht Prozent der Bevölkerung an Diabetes leiden. Die Tendenz ist steigend. Im Diabetesregister Tirol des Institutes für klinische Epidemiologie sind derzeit 1.881 Diabetes-PatientInnen mit Wohnbezirk Landeck registriert, die hauptsächlich vom Krankenhaus Zams betreut werden.“ Es sollen aber alle PatientInnen im Bezirk Landeck erfasst werden, auch die von den niedergelassenen Ärzte betreuten DiabetikerInnen.
Landeseinrichtung Institut für klinische Epidemiologie (IET)
„Das DRT bildet durch die langjährige systematische Datenerhebung eine qualitativ hochwertige Datengrundlage und unterstützt somit die Festlegung gesundheitspolitischer Ziele im Bereich Diabetesversorgung“, bedankt sich LR Tilg bei Irmgard Delmarko, Leiterin des Instituts für klinische Epidemiologie (IET). Diese Einrichtung des Landes Tirol ist einer der führenden Anbieter von epidemiologischen Daten und Auswertungen in Österreich. Das IET wurde 1986 – damals als Tumorregister Tirol – gegründet und ist Teil des Instituts für Integrierte Versorgung (IIV) an den tirol kliniken. Das „Qualitätsmanagement“ des IET ist zertifiziert, was die hohe KundInnenorientierung und effizienten Prozesse im Institut belegt.