von fe 03.10.2016 20:42 Uhr

Exklusiv: Untypisch Frei.Wild – Philipp Burger im Interview

Es war ein Auftritt der etwas anderen Art für die Jungs von Frei.Wild: Am vergangenen Samstag spielten die Brixner Rocker gemeinsam mit Jason Nussbaumer für Senioren und Pfleger im Bürgerheim der Stadt. UT24 hat mit Frontmann Philipp Burger über die Beweggründe der Aktion, das Wort „Heimat“ und das neue Album gesprochen.

UT24: Philipp, ihr habt am vergangenen Samstag einen ungewöhnlichen Auftritt vor Senioren und Pflegern im Bürgerheim von Brixen abgehalten. Wie kam es dazu?

Philipp Burger: Die Idee ging von einer Altenpflegerin des Bürgerheims Brixen aus. Bei einem Besuch meiner Oma meinte sie zu mir: „Philipp, die Kastelruther Spatzen haben doch auch schon mehrere Male im Altersheim gespielt, wäre doch toll, wenn ihr das auch machen würdet, wäre mal eine schöne Abwechslung für die alten Menschen hier“. Nun, wir haben kurz überlegt und nachdem Föhres Oma und Opa dort auch oft zugegen sind um ihre Freunde und Verwandten zu besuchen, haben wir kurzerhand zugesagt. Unsere Voraussetzung war lediglich, dass wir diese ja wirklich sehr Frei.Wild- untypische Überraschung nicht beworben haben möchten und wir alles ohne Anlage und Verstärker spielen können. Genau das wurde uns zugesagt und auch eingehalten. Und ja, dann ging es los.

UT24: Wie war die Resonanz? Immerhin spielt ihr ja nicht alle Tage vor einem solchen Publikum…

Philipp Burger: Es war wie zu erwarten nicht das Lauteste und Wildeste (lacht). Auch gäbe es keinen Pogo und keinen Circle Pit, es war anfangs auch etwas komisch, aber auch gleichzeitig sehr schön und sicher unvergesslich für uns. Viele dieser alten Menschen haben sich wahnsinnig über das etwas andere Rahmenprogramm gefreut und auch immer wieder mitgeklatscht. Vor allem unseren Großeltern hat es sehr gefallen. Aber auch unsere Kinder hatten sichtlich ihren Spaß daran, unsere und andere Lieder mal ohne Ohrenschutz zu genießen – auch das war im Grunde eine Premiere für unsere Familien.

UT24; Gespielt habt ihr dieses Mal auch traditionelle Tiroler Heimatlieder wie etwa „Dem Land Tirol die Treue“ oder den Bozner Bergsteigermarsch. Welche besondere Bedeutung haben diese Volkslieder für euch persönlich?

Philipp Burger: Nun, Volkslieder sind wie der Name schon sagt, Volkslieder (lacht). In besagten Fällen sind sie natürlich auch wunderschöne, leicht zu merkende, auch berührende Rhythmen, Texte und Melodien, die wohl jedem hier bekannt sein dürften. Auch sind sie immer eigene Identifikation und Zeugen der Geschichte. Sie stärken den Zusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl, von jung bis alt, wie es Bräuche, Sagen und vieles mehr ebenfalls tun. Auch sind diese Lieder wertvolle Kulturgüter, die in uns vieren Erinnerungen wecken und natürlich unbedingt gepflegt werden sollten. In unserer Familie werden diese Lieder insbesondere von Seiten meiner Familie und meiner Eltern an meine Kinder und Enkelkinder weitergegeben – dasselbe werde auch ich machen. Mit der Familie zusammen zu singen ist immer schön. Wir alle finden diese Lieder besonders berührend. Somit lag es auf der Hand, diese auch vor diesen alten Menschen zu spielen, von denen die meisten auch jede einzelne Textzeile kannten.

UT24: Mit Liedern wie „Südtirol“ oder „Wahre Werte“ habt ihr ja auch bereits in Vergangenheit eure tiefe Heimatverbundenheit zum Ausdruck gebracht. Was bedeutet für dich persönlich „Heimat“ und ist davon auszugehen, dass es in naher Zukunft weitere neue Lieder mit Heimat-Bezug geben wird?

Philipp Burger: Heimat bedeutet für mich Familie, vertrautes Umfeld, Erinnerung, Aufwachsen, Freundschaft, Natur, Kultur, Tradition, Glaube und vieles, vieles mehr. Wir sind und waren schon immer eine Band, die unsere Gefühlswelt reflektiert und unsere Ansichten besungen hat, mit oder ohne Beifall – oder dessen Gegenspieler, der Empörung. Deshalb halten wir es wie bisher, dass auch Heimat Platz auf unseren Werken finden wird. Genau wie die unzähligen anderen Themen die uns berühren, uns beflügeln und uns Halt geben. Auch hier ist unser Weg klar. Es ist immer das Beste, einfach auf uns selbst und unser Herz zu hören – und uns trotz stetiger Entwicklung, Veränderung und neuer Themen, immer auf das zu besinnen, was uns ausmacht: Unsere Eigenart als Handwerker, aber eben auch als Südtiroler. Und ja, zu der gehört in unseren Augen auch, dass wir über all diese schönen Dinge sind, die Südtirol für uns hergibt, eben auch die Heimat.

UT24: In letzter Zeit seid ihr ja besonders mit für einer Rockband eher außergewöhnlichen Aktionen aufgefallen. Sei es jetzt mit dem Auftritt im Altersheim, einer eigene Kochshow bis hin zu einer eigenen Tournee auf Almhütten. Wollt ihr euch damit bewusst von anderen Bands abheben?

Philipp Burger: Natürlich ist es ein großes Anliegen für uns, auch bei Aktionen und Ideenreichtum Pionierarbeit zu leisten. Wir empfinden es einfach als unendlich wichtig, neue Dinge zu versuchen und immer wieder was zu riskieren, für das viele andere Bands höchstens ein spöttisches Lächeln übrig haben. Zum Schluss war und ist nie was umsonst – und so lange es Spaß macht und mit unseren Ansichten einer geht, gibt es keine Grenzen, die zwischen Kreativität und Umsetzung stehen. Es wäre in der Tat schlimm genug, nicht anders als die anderen zu sein. Dann nämlich wäre der Grund der Belanglosigkeit direkt unter uns. Und nein, das ist kein Ort an dem wir hin wollen. Deshalb, ob Grenzenlos- Trip, ob Gipfelsturm ob Almhüttentour oder Altersheimauftritt, die Arenen, Gigant Hallen und sonstigen Geschichten kommen dadurch ja auch nicht zu kurz, also ist eben alles machbar was Lust und Laune macht.

UT24: Zu allerletzt eine Frage, die euren Fans zurzeit richtig unter den Nägeln brennt. Wann wird euer bereits im Sommer angekündigtes neues Album erscheinen? Kannst du uns hierzu schon etwas verraten?

Philipp Burger: Nein, das kann ich nicht – oder besser gesagt: das will ich nicht. Eines sei aber gesagt, es wird ein absoluter Klassiker in unserer Album- Historie. Viele bereits aufgenommene Lieder haben schon jetzt das Zeug zum Frei.Wild- Klassiker. Wie uns das gelungen ist, weiß hier keiner so genau. Aber das ist auch egal. Wichtiger ist vielmehr: Dieses Jahr war nicht nur in Sachen „ausgefallene Projekte“ ein sehr gutes. Nein, auch in Sachen Songthemen und vor allem Qualitätssprung war 2016 nicht nur das brachiale 15. Jubiläumsjahr, sondern auch sonst eines, das sehr große Türen aufgestoßen hat und vor allem sehr tolle, vielseitige und vor allem vielversprechende Wege bereiten wird.

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