Francesca Habsburg will in Wien bleiben und kämpfen
Die Kunstmäzenin unterstrich am Freitag bei der Präsentation einer neuen Ausstellung in der TBA21, dass ihr die Bundespräsidentenwahl die Augen geöffnet habe: “Wir müssen alles, was wir können, in den Kampf gegen diese nationalistischen Bewegungen einbringen.” Die vergangenen Wochen hätten ihr gezeigt, dass der Grund, weshalb sie die vergangenen 25 Jahre in Österreich verbracht und ihre Kinder großgezogen habe – die offene, freie Gesellschaft – gefährdet sei. “Der Sieg ist nicht selbstverständlich”, so Habsburg. Schließlich seien die Rechten auf dem Vormarsch: “Sie sind alle um uns herum – das wird sich nicht ohne Kampf und Streit ändern.”
Man müsse deshalb vor Ort kämpfen und mit klaren Statements für das einstehen, an das man glaube. “Wir können das Land nicht in die Hände der falschen Leute fallen lassen”, appellierte Habsburg an die Zivilgesellschaft – und die Politik. Von deren Seite habe sich seit ihrem Aufschrei im Vorjahr einiges geändert: “Es weht ein neuer Wind.” So habe sich der neue Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) im Gespräch mit ihr sehr offen für Kollaborationen gezeigt, um Österreichs Kunst- und Kulturszene zu internationalisieren. Überhaupt liefen gute Gespräche mit allen Seiten.
Über die konkreten Verhandlungen zu einer Zukunft im Augarten – läuft hier der Mietvertrag doch Ende 2017 aus – könne sie derzeit nichts sagen, da die Gespräche im Laufen seien. Natürlich gebe es auch andere Lokalitäten in Wien, für sie stehe aber fest: “Ich glaube wirklich an eine Zukunft im Augarten.” Es sei ein wunderbarer Ort, in den man viel Zeit und Energie investiert habe. Ein Punkt sei für sie aber klar: “Ich möchte den Platz nicht mehr mit dem Gustinus-Ambrosi-Museum teilen.” Die Kollektion ist seit 1978 am Areal angesiedelt und beherbergt Bronze- und Steinskulpturen des österreichischen Bildhauers. Letztlich sei die Sammlung dort aber weggesperrt und ungenutzt, so Habsburg: “Und wir wollen expandieren.”
Sie hoffe deshalb, dass die komplexe Eigentümerstruktur am Standort entzerrt werden könne. Schließlich gelte für TBA21 schon jetzt: “Das ist kein Museum, sondern eher ein Kulturzentrum.” Selbstredend sei die Situation in Wien nicht leicht für private Sammler, wenn man die Entwicklung bei der Generali oder Bank Austria ansehe: “Wir sind die letzten, die noch übrig sind.” Sie verstehe sich dabei als Anwältin des Wechsels in einer schwierigen Zeit: “Ich möchte auf Auftragsarbeiten fokussieren, die die wichtigsten Themen unserer Zeit thematisieren: Frieden, Migration, eine offene Gesellschaft, das Klima und die Ozeane.” Hierbei könne Kunst ein sehr kraftvolles Medium der Veränderung sein und nicht nur etwas, das die Sinne anspreche.
In diesen Ansatz fügt sich nahtlos die neue Ausstellung des Mexikaners Mario Garcia Torres, “An Arrival Tale”. Der 1975 geborene Künstler spielt mit dem Thema von Geschichts- und Geschichtenschreibung und hat Werke versammelt, die das Ankommen und Abreisen, das Leben im Exil und die Rückkehr umspielen. “Es geht darum, dein eigenes Leben unter neuen Voraussetzungen neu zu erfinden”, umriss Kuratorin Daniela Zyman das Konzept.
Eine Schiene beschäftigt sich etwa mit Garcia Torres’ Reise nach Kabul, wo der italienische Künstler Alighiero Boetti in den 1970ern das One Hotel gegründet hatte, dessen Gebäude er nun aufspürte und für ein Jahr bespielte. Die daraus entstandenen Filmdokumente werden flankiert von fiktiven Faxen an den Toten. Auch reflektiert der Mexikaner über zwei Schnappschüsse aus dem Irak, die bei der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen als Beweismittel verwendet wurden. “Vergesst den Künstler, sondern seht sie als Plattform für eine neue Diskussion”, wünscht sich Garcia Torres als Umgang mit seinen Arbeiten. Dazu passend wird am Abend noch die ebenso erfolgreiche wie unaussprechliche Sommerperformancereihe “Ephemeropterae” mit Carl Michael von Hausswolff eröffnet. Dieser wird sich direkt auf Garcia Torres beziehen.