von fe 24.04.2018 10:25 Uhr

Mord in Bozen

Heute vor 97 Jahren ist der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer in Bozen getötet worden. Er starb beim Versuch, einen Jungen vor faschistischen Schlägerbanden zu beschützen.

Eingang Ansitz Stillendorf – Screenshot Google Maps

Der 24. April 1921 ging als Blutsonntag in die Geschichte Südtirols ein. Franz Innerhofers Leben war das erste, das der Faschismus in Südtirol forderte. Fünfzig weitere Menschen wurden an diesem Tag teils schwer verletzt.

Faschisten reisen nach Bozen

Die Faschisten betrachteten die am 24. April stattfindende Bozner Frühjahrsmesse als Provokation. Im österreichischen Teil Tirols fand am selben Tag eine Volksabstimmung über den Anschluss an das Deutsche Reich statt. Formell miteinander zu tun hatten Frühjahrsmesse und Volksabstimmung nichts. Dies hinderte Hunderte faschistische Schläger nicht daran, nach Bozen zu reisen und den traditionellen Trachtenumzug durch die Landeshauptstadt zu stören.

  • Franz Innerhofer

Der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer spielte bei der Musikkapelle.

Handgranaten und Schüsse

Beim Trachtenumzug mit dabei, war auch die Musikapelle Marling. Der frischgebackene Vater Franz Innerhofer (36) spielte die große Trommel. Wie damals üblich, zog ein junger Bursche auf einem kleinen Fahrgestell das schwere Instrument hinter sich her. An diesem Tag war es der 8 Jahre alte Hans Theiner.

Schon seit dem Vormittag zogen faschistische Schlägertrupps durch die Stadt und machten die Altstadt unsicher. In der Goethegasse eskalierte am Nachmittag die Situation. Faschisten griffen Teilnehmer und Zuschauer des Trachtenumzugs mit Schlagstöcken an. Es fielen Schüsse, es flogen Handgranaten.

Auf der Flucht

Franz Innerhofer ergriff gemeinsam mit dem 8-jährigen Hans Theiner die Flucht. Er versuchte den Jungen zu schützen.

In der Nähe der Herz-Jesu-Kirche holten die Faschisten die beiden ein. Während Passanten den 8-Jährigen in Sicherheit brachten, versuchte Franz Innerhofer sein eigenes Leben zu retten.

Kaltblütiger Mord

Er flüchtete hinter die Eingangstür des Ansitzes Stillendorf. Vergeblich. Ein durch die Glasscheibe des Eingangstors abgefeuerter Schuss traf Innerhofer. Er erlag seinen Verletzungen im ersten Stock des Hauses.

Noch heute erinnert eine Gedenktafel neben dem Hauseingang an den ungesühnten Mord vor 97 Jahren.

  • Langer Trauerzug für den ermordeten Lehrer Franz Innerhofer.

Letztes Geleit für den Marlinger Lehrer Franz Innerhofer

Eine Gedenktafel erinnert an den Mord vor 97 Jahren. Sie befindet sich neben dem Hauseingang an der Kreuzung zwischen der Wanger- und der Rauscherortgasse in Bozen. Bild: Von Vollmond11

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