Toponomastik bei „L’Arena“: „Andate, andate“
Kernthema des Gesprächs war die Südtiroler Toponomastik. Auch die Verleihung des „goldenen Benito“ an den Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi wurde thematisiert.
Um 15:40 Uhr wurde das Thema von Moderator Massimo Giletti anmoderiert. Er erklärte, dass aus Südtiroler Sicht der Markuslöwe und die römische Wölfin faschistische Relikte seien.
Mit der Einspielung eines kurzen Ausschnitts der „Preisüberreichung“ des goldenen Benito wurde das Publikum eingestimmt.
Nach einer Werbeunterbrechung wurde der vollständige Mitschnitt mit italienischen Untertiteln gezeigt.
Cristian Kollmann stellte gleich in der ersten Wortmeldung klar, dass Caramaschi mit den Neuanfertigung der beiden Relikte seinen Beitrag zur Aufwertung des Faschismus in Südtirol geleistet habe. Südtirol würde diese Relikte nicht wollen, da Südtirol nichts mit Rom zu tun hätte, betonte der Sprachwissenschaftler. Die Relikte wären nur dazu da, den italienischen Anspruch auf Südtirol zu manifestieren.
Kollmann betonte zu wissen, dass die Relikte an sich nicht faschistisch wären. Jedoch seien sie während des Faschismus installiert worden.
Südtirol wieder an Österreich angliedern
Anschließend kam der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì zu Wort. Er replizierte, dass Kollmann den Faschismus mit der „Italianità “ verwechseln würde. Wobei die Löwin und die Wölfin nicht einmal der „Italianità “ zuzuschreiben wären. Cristian Kollmann konterte. Er warf Urzì vor, Verwirrung zu stiften.
Eine Politikerin des Movimento 5 Stelle, die in der Sendung zu Gast war, schlug vor, Südtirol wieder an Österreich anzugliedern. Südtirol würde den Staat zu viel kosten und obendrein undankbar sein, argumentierte sie.
Plötzlich tönte ein äußerst kurioser Zwischenruf durchs Studio. Ein Kommentator meinte, die Südtiroler hätten in den 30er Jahren die Juden an die Nazis ausgeliefert. Deswegen würden die Italiener mit „Leuten wie diesen“ („Gente come voi“) nichts am Hut haben.
Nach einer kurzen Werbeunterbrechung wurde die Parlamentarierin Michaela Biancofiore live zugeschaltet. Sie sagte, Kollmann hätte bei der Übergabe des „goldenen Benito“ eine blöde Figur gemacht. Außerdem würden Kollmann und seine Parteifreunde das Geld für Pensionen und Gehälter vom italienischen Staat annehmen, gleichzeitig aber durch Italienerfeindlichkeit glänzen. Als Beispiel nannte sie das „Besen-Plakat“.
Der Moderator unterbrach und ließ Cristian Kollmann zu Wort kommen. Kurz darauf wurde ein älteres Interview mit Eva Klotz eingespielt. Darin sagte Klotz, die Gelder wären nicht italienische, sondern die von ihrer Wählerschaft. Sie schlug vor, ein Referendum zur Sezession Südtirols von Italien abzuhalten.
„Non vi vogliamo“ und „Andate, andate“
Kollmann ging auf die Aussagen seiner Parteikollegin im Video ein und unterstütze diese. Italien solle Südtirol doch gehen lassen, forderte er. Ein Zuschauer unterstützte ihn in seinem Vorschlag, und brüllte laut: „Non vi vogliamo, non ci servite“ (zu Deutsch: „Wir brauchen und wollen euch nicht“.)
Gegen Ende der Diskussion behauptete PD-Senator Stefano Esposito, dass ein Land mit „solchen Privilegien“ wie Südtirol über „Lappalien“ wie Ortsnamen hinwegsehen könne.
Im Anschluss an diese Wortmeldung hallten „Andate, andate“-Rufe durch das Studio. Das Publikum schien Großteils für eine Loslösung Südtirols von Italien zu sein.
Hier können Sie das UT24 Exklusivinterview zur Sendung mit Cristian Kollmann lesen.
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13.03.2017
Es braucht ein großes Maß an Geduld und Wohlwollenheit, eine solche Sendung wie “L’Arena” anzuschauen.
Es hat mir gezeigt, warum die Italiener so unwissend sind: wenn einer spricht, fallen sie sofort ins Wort und hören nicht zu. Ich nehme an, sie sind immer so, und nicht nur in Talk-Shows. Woher sollen sie also das Wissen nehmen, um mitreden zu können?
Bei der Moderation hat es auch ein bißchen gefehlt. Wie kann man Kollmann das Wort nach einem Satz wieder nehmen und Biancofiores Ergüsse unaufhörlich sprudeln lassen?
Nach der Wortmeldung der 5-Stelle-Vertreterin hatte ich endgültig genug von der Sendung. Die Probleme Süd-Tirols mit dem bis heute praktizierten Faschismus nahm sie nicht ernst und glaubt, nur Probleme materieller Art verdienten Beachtung. Wir hätten uns also um nichts anderes zu kümmern, als daß wir zu essen und ein Dach über dem Kopf sowie eine Arbeit haben, mehr braucht es nicht. Schrecklich, wenn Politiker so denken. Und erbärmlich.