Negativpreis erhalten: Bürgermeister zerschmettert Mussolini
Vertreter der Bozner Ortsgruppe der Süd-Tiroler Freiheit und der ehemalige Bozner Vizebürgermeister Oswald Ellecosta sowie die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz haben heute dem Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi den „Goldenen Benito“ überreicht.
„Diesen Negativpreis erhält Caramaschi“, so die Süd-Tiroler Freiheit in ihrer „Laudatio“, „für seine Beihilfe zur Förderung einer positiven faschistischen Erinnerungskultur in Südtirol und Italien“. Auf dem Podest der 50 Zentimeter hohen Duce-Skulptur wurde – in Anspielung auf die durch den Holocaust-Gedenktag veranlasste Internetaktion „I remember“ – ein Etikett mit dem Satz „remember all fascisms!“ aufgeklebt.
Der Bürgermeister nahm den Preis freilich nicht an. Er beschimpfte die Gratulanten und schmetterte die Statue auf den Boden.
„Zweigleisigkeit und Unglaubwürdigkeit“
Auch Caramaschi hatte sich an der Aktion der Erinnerung an den Holocaust beteiligt. Doch die Süd-Tiroler Freiheit wirft dem Bozner Bürgermeister in diesem Zusammenhang „Zweigleisigkeit und Unglaubwürdigkeit“ vor. Cristian Kollmann, der Bozner Ortssprecher der Süd-Tiroler Freiheit, erklärt:
„Wenn Caramaschi auf der einen Seite des Holocausts gedenkt, doch auf der anderen Seite Denkmäler des Faschismus reaktiviert, missbraucht er den Holocaust, um sich hinter diesem zu verstecken und vom italienischen Faschismus, der staatstragend ist und in die Gegenwart hereinstrahlt, abzulenken!“
Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass der Nationalsozialismus nicht aufgearbeitet sei, aber Italien und besonders Bozen in Sachen Faschismus mit sich im Reinen sei – gerade so, als ob der Faschismus endgültig der Vergangenheit angehören würde.
„Genau das Gegenteil ist der Fall: Indem Caramaschi Duplikate des Markuslöwen und der römischen Wölfin auf die Säulen gegenüber dem so genannten Siegesdenkmal zurückhieven will, fördert er eine scheinbar positive Kultur der Erinnerung an den Faschismus und will diesen als ‚Faschismus light‘, als ‚Pazifaschismus‘ relativieren und zukunftstauglich machen!“
Der Vizebürgemeister hatte sich bei der Abstimmung der Stimme enthalten, und bekam daher als Anerkennung den „Kleinen Feigling“ überreicht.