Exklusiv-Interview: “Demokratie wurde zu Grabe getragen!”
UT24: Herr Widmann, wie man in einem Internet-Video sehen kann, sind Sie bei der gestrigen Sitzung des Regionalrats wüst beschimpft worden. Sogar als “Hitler” soll man Sie bezeichnet haben. Können Sie uns diesen Vorfall bestätigen?
Thomas Widmann: Ja, leider! Aber nicht nur: Da sind gestern alle möglichen Beschimpfungen gefallen. Es wurde wie wild durch den Sitzungssaal gebrüllt. Von “Adolf” und “Führer”-Rufen war z.B. gegen meine Person zu hören. Aber auch der Kollege Alessandro Urzí hat ein Glas auf den Boden geschlagen. Das waren Zustände, die in einer Demokratie eigentlich nichts verloren haben sollten!
UT24: Also wie im Wilden Westen, um es in einem Satz zusammenzufassen?
Thomas Widmann: Absolut. Man sieht es ja auch im Video, wie mich der Abgeordnete Giovanazzi bedroht hat, als ob er mich gleich zusammenschlagen wollte.
UT24: Nun gibt es ja bereits erste Forderungen, dass man den Regionalrat nach solchen Vorfällen eigentlich sofort abschaffen sollte. Was sagen Sie dazu?
Thomas Widmann: Diese Frage stellt sich mir im Moment eigentlich gar nicht. Mir geht es aktuell mehr darum, dass hier am Allermeisten die Demokratie darunter zu leiden hat.
Hier wurde nämlich von einigen Abgeordneten die Demokratie auf schreckliche Art und Weise zu Grabe getragen. Denn das was da gestern passiert ist, sind einfach keine Zustände mehr. Natürlich ist es richtig, einen Dialog zu führen, wenn auch verschiedene Meinungen im Raum stehen. Aber wenn schon, dann muss das auf eine geordnete Art und Weise stattfinden. Wenn die Politik wirklich so weit ist, dass man sich alle möglichen Beleidigungen an den Kopf werfen darf und sich jeder nur noch undemokratisch aufführt, ja dann können wir die Demokratie ja gleich abschaffen.
UT24: Wird es für die Krawallmacher der gestrigen Sitzung, wie z.B. dem Abgeordneten Giovanazzi nun weitreichendere Konsequenzen geben?
Thomas Widmann: Zwei Personen sind ja Gott sei Dank von der gestrigen Sitzung ausgeschlossen worden.
Daraufhin hat sich die Aula sehr beruhigt. Der Ausschluss war aber legitim, denn die Geschäftsordnung sieht es ganz klar vor, dass Tumulte und Krawall nicht gestattet sind. Und da ich die Sitzung als Vertretung meiner Kollegin Chiara Avanzo übernommen habe, habe ich auch für die notwendige Ordnung gesorgt. Mir ging es nie darum eine Polemik zu verursachen, sondern lediglich für Ordnung und einen geregelten Ablauf zu sorgen.