“Großer Stromgewinn aus Kleinwasserkraft”

„Damit wir unser Energiesystem bis 2050 weitestgehend auf emissionsfreie, erneuerbare Energieträger umstellen können, müssen wir auch die Stromproduktion aus Kleinwasserkraft massiv steigern. Dabei setzen wir auf die Revitalisierung bestehender Kraftwerke“, erläutert Energiereferent Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.
In Summe sollen die bestehenden Kleinwasserkraftwerke künftig zusätzlich zur heutigen Erzeugung die elektrische Energie eines Großkraftwerkes in der Größenordnung des Gemeinschaftskraftwerkes Inn (GKI) liefern. „Das bedeutet eine Steigerung der Stromproduktion aus Kleinwasserkraft gegenüber heute um knapp 30 Prozent auf 1.900 Gigawattstunden“, rechnet Geisler vor.
Bereits seit dem Jahr 2011 biete das Land Tirol eine zweistufige Beratungsförderung zur Optimierung und Effizienzsteigerung bestehender Kleinwasserkraftwerke sowie zur Anpassung der Anlagen an den Stand der Technik und die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen an. Diese Förderung werde nun bis Ende 2016 verlängert.
Beispiel Fraderbach: Erzeugung fast verdreifacht
Ein Kleinwasserkraftwerksbetreiber, der seine Anlage in Folge der Beratungsleistungen des Landes optimiert hat, sei Sägewerksbesitzer Alfred Kofler aus Obernberg am Brenner. Seit 1938 bestehe das Kraftwerk am Fraderbach. Sei vor der Revitalisierung circa 230.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt worden, seien es nunmehr über 670.000 Kilowattstunden. Die Stromproduktion hätte sich somit fast verdreifach und sei durch eine Verlegung der Wasserfassung und Erhöhung der Fallhöhe, die Erneuerung der Turbine und der Wehranlage sowie eine neue Druckrohrleitung erreicht worden – und das obwohl sich die Pflichtwasserabgabe deutlich erhöht habe.
Das Kleinwasserkraftwerk von Alfred Kofler am Fraderbach sei eines von vier bisher umgesetzten Projekten. Drei weitere Revitalisierungsvorhaben seien bereits behördlich bewilligt, zwei Projekte lägen zur Entscheidung bei der Behörde. Der Stromgewinn aus acht der neun Projekte (für eines liegen keine Ausgangwerte vor) betrage insgesamt 3,58 Millionen Kilowattstunden. „Damit haben wir mit wenigen Projekten bereits eine umwelt- und ressourcenschonende Effizienzsteigerung auf dem Weg zum Ausbauziel erreicht“, freut sich Josef Geisler.
Jedes siebente Kleinkraftwerk beraten
117 Kraftwerksbetreiber – das entspreche fast 14 Prozent aller Kleinwasserkraftwerke – hätten bisher eine kostenlose Erstberatung in Anspruch genommen. „Anhand der bisher umgesetzten und bewilligten Revitalisierungsprojekte zeigt sich, dass eine durchschnittliche Erzeugungssteigerung von 30 Prozent erzielt werden kann“, zieht Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der vom Land Tirol mit der Beratung beauftragten „Wasser Tirol“, eine erste Bilanz.
Im Rahmen der Beratungen würden die vorhandenen Revitalisierungspotenziale wie etwa die Erneuerung alter Anlagenbestandteile oder die bessere Nutzung der vorhandenen Wassermenge bewertet. Knapp die Hälfte der bisherigen Interessenten, habe sich in einem zweiten Schritt für eine Vor-Ort-Begehung durch ein unabhängiges ExpertInnenteam samt detailliertem Beratungsbericht entschieden. Diese zweite Beratungsstufe werde vom Land Tirol maßgeblich unterstützt. Ein Kostenanteil sei von den Betreibern zu tragen.
Komplexe Rahmenbedingungen, kompetente Beratung
Die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Revitalisierungen seien komplex. „Umso wichtiger ist eine kompetente Beratung und Begleitung“, verweist Geisler auf eine Vielzahl gesetzlicher Vorschriften und notwendiger Gutachten. Alle jene, deren Wasserrecht zur Verlängerung anstehe oder auslaufe, seien jedenfalls gut beraten, das vom Land Tirol geförderte Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen. Für das Jahr 2016 gäbe es noch ein Kontingent von rund 30 kostenfreien Erstberatungen und 15 Vor-Ort-Begehungen. „Sollte das Interesse anhaltend groß sein, werden wir eine Aufstockung der Beratungsleistungen jedenfalls ins Auge fassen“, kündigt Geisler an.

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