von ts 11.05.2015 05:45 Uhr

Carlo Vettori, Bozner Bürgermeisterkandidat (Lega Nord) im Interview

„Wir Südtiroler wollen unsere Zukunft selbst bestimmen“. Exklusiv-Interview mit dem Bozner Bürgermeisterkandidaten der Lega Nord, Carlo Vettori.
Carlo Vettori, Lega Nord (Bozen) - Bild: © UT24

UT24: Herr Vettori, Ihre Partei hat große Stimmenzuwächse zu verzeichnen. Wie erklären Sie sich das?

Carlo Vettori: Die Bozner Wähler haben Spagnolli, aber auch die nichtstuende Opposition satt. Die Opposition war aufgrund persönlicher Eitelkeiten und kleinlicher Machtspielchen zerstritten und schwach.

UT24:Was sind Ihre Ziele, jetzt wo Sie im Gemeinderat sitzen?

Vettori: Unsere Ziele sind, eine glaubhafte und ernstzunehmende Opposition gegenüber Spagnolli. Unsere Wahlkampange lautete „Bozner zuerst“ und „Spagnolli, vai a casa“ (Spagnolli, geh nach Hause). Sollte Spagnolli nicht heimgeschickt werden, dann wird er in der Lega Nord einen würdigen politischen Gegner in der Oppositionsbank haben.

UT24: Herr Vettori, Ihre Frau ist eine Ahrntalerin, Sie sprechen ausgezeichnetes Deutsch, was ist Ihre Botschaft an die Südtiroler deutscher Muttersprache?

Vettori: Meine Wahlkampagne basierte auf einem extrem wichtigen Konzept: dass wir – egal ob deutscher oder italienischer Muttersprache – hier in Südtirol mit einem enormen Problem konfrontiert werden. Dieses Problem ist die illegale Einwanderung. Diese unkontrollierte Einwanderung ist eine Gefahr für unsere Kultur.

Wie schon gesagt, ist meine Ehefrau deutscher Muttersprache und mein Sohn wächst als Südtiroler auf, mit italienischen und deutschen Wurzeln. Die deutsche und die italienische Sprachgruppe müssen die großen Probleme, die von Auswärts kommen, gemeinsam angehen und die alten Grabenkämpfe zwischen Deutsch und Italienisch müssen wir hinter uns lassen.

Was musste ich mir von politischen Mitbewerbern – gerade vom italienischen Oppositionslager – nicht alles anhören, weil ich angeblich nicht „italienisch“ genug war, weil wir uns für das Selbstbestimmungsrecht stark gemacht haben, das für uns unantastbar ist. Denn das Recht auf Selbstbestimmung sichert schließlich auch unsere Autonomie ab, die echte Autonomie die wir noch als Kinder kennenlernen durften.

Heute gibt es diese Autonomie nicht mehr – der Staat zieht uns das Geld aus der Tasche, gibt uns fiktive Zuständigkeiten, die uns aber nicht viel bringen, wenn wir das nötige Geld dafür nicht mehr haben. Der italienische Staat versucht, uns schrittweise in eine normale italienische Provinz umzuwandeln. Das ist inakzeptabel, bitte vergessen wir nicht, dass unsere Autonomie international verankert ist. Deshalb darf sie Rom auch nicht antasten.

UT24: Stichwort Selbstbestimmungsrecht: Sind Sie für die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts Südtirols?

Ich bin ein Leghista, deshalb bin auch absolut für das Selbstbestimmungsrecht. Ein Recht, das von der UNO bestätigt wird. Wir Südtiroler sind übrigens nicht die Einzigen, die ihre Zukunft selbst bestimmen wollen. Die Schotten durften abstimmen, auch wenn die Abstimmung dann nicht so verlaufen ist, wie wir sie uns gewünscht hätten – aber wenigstens durften sie abstimmen. Zudem wird den Schotten nun eine größere Souveränität eingeräumt, als sie vorher je hätten verlangen können. Vergessen wir auch nicht die Bestrebungen den Katalanen, der Flamen und der Basken. Viele in Europa wünschen sich, ihre Zukunft selbst bestimmen zu dürfen.

UT24: Zurück zu Bozen. Was sind Bozens größte Probleme?

Wir haben unseren Wahlkampf auf das Sicherheitsproblem fokussiert. Sicherheit umfasst die Lebensqualität, den Wohlstand und die Wirtschaft einer Stadt. Unsere Stadt Bozen ist ganz stark abhängig vom Tourismus. Da wirkt sich die Kriminalität, die aus illegaler Einwanderung erwächst als Umsatzkiller aus.

Da muss man sich schon fragen, was da für Ausländer zu uns kommen. Die Frage stellt sich umso mehr, wenn wir erleben, dass diese Ausländer sich beklagen, weil sie von ihrer Unterkunft im Hotel Alpi angeblich so weit gehen müssen, um gratis verköstigt zu werden. Gleichzeitig aber leben Mitbürger in unserer Stadt, die nicht so recht wissen, wie sie all ihre Rechnungen zahlen und wie sie bis zum nächsten Monatsgehalt durchhalten sollen. Wir möchten, dass es den Boznern wieder besser geht und dass man in Bozen abends wieder spazieren gehen kann, ohne sich ständig Sorgen machen zu müssen.

Diese Aufgabe ist uns eine Ehrenpflicht, egal ob wir regieren oder in der Opposition sitzen.

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